Die Musenhöhle

Chronik

Der erste Wurf


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Die Vorbereitungen für den ersten Wurf geschahen bereits im Jahre 1983, als ich noch Mitglied in der Gruppe Berlin V war. Wie bereits berichtet, erfuhr ich im März 1983 von dem traurigen Schicksal der Mutter unserer Hunde. Da meine Frau und ich die einzige Hündin aus dem einzigen Wurf von Amsel vom Täuberhorst und Kuschipuschi von der Warthebrücke besaßen, hatten wir uns entschlossen, mit Ruschelmieze zu züchten. Frau Fritze war mir sehr behilflich bei der Ahnenforschung und ließ mich sämtliche Stammbücher, die sie besaß, kopieren. Bald hatte ich so ziemlich sämtliche Kurzhaar-Blutlinien im Kopf.

Inzwischen hatte sich bei mir ein ganz bestimmtes Zuchtziel festgesetzt: Ich wollte einen Typ züchten, der dem unserer seligen Alpha von der Paulsburg weitgehend entsprach. Es begannen also Nachforschungen, ob von Alphas Wurfgeschwistern Nachkommen existieren.

Auf Alphas Ahnentafel war als Züchter angegeben: Horst Brix, 1000 Berlin 44 . Ich bekam seine Telefonnummer heraus. Eine sehr unfreundliche Frau war am anderen Ende der Leitung, die absolut nichts von Hunden hielt. Sie sagte mir, daß sie geschieden sei und nichts von der Hündin wisse. Es interessiere sie auch nicht. Dann legte sie auf.

Eine Anfrage beim Stammbuchamt des Deutschen Teckelklubs in Duisburg ergab, daß mit dieser Linie nicht weitergezüchtet worden ist. Nun galt es, einen Schritt weiterzugehen und nachzuforschen, ob Nachkommen von Alphas Großeltern existieren.

Zu dieser Zeit hatte eine damals sehr bekannte Züchterin namens Ruth Czelk eine bundesweite Deckrüdenliste erstellt, in der auch einige Kurzhaar-Zwergteckel aufgeführt waren. Ich suchte mir die Eintragungen der genannten Hunde aus meinen Stammbuch-Kopien heraus und wurde fündig. Einer der Rüden - Zappel vom Delbrüggerhof - stammte von einer Halbschwester unserer seligen Alpha namens Assi von der Friedenshöhe. Alphas Vater Hasso von Ottersitz war zugleich Zappels Großvater.

 

Das war die Lösung. Bei etwas Glück könnte bei dieser Verpaarung etwas Ähnliches entstehen wie unsere Alpha. Ich nahm Kontakt mit der Besitzerin dieses Rüden, Frau Ruth Delbrügger, auf und bekam prompt die Ahnentafel des Rüden zugeschickt.

Natürlich wollte ich den Rüden vorher sehen, bevor es zum Deckakt kam. Die Gelegenheit ergab sich bei der Bundessieger-Zuchtschau am 3.12.1983 in Dortmund. Ich fuhr mit Robby hin, der schon ein "vorzüglich" auf einer Gruppen-Zuchtschau errungen hatte.

Diese Bundessieger-Zuchtschau hatte es in sich. Durch einen Terminplanungsfehler bei der Dortmunder Ausstellungsgesellschaft stand die Westfalenhalle nicht für den VDH zur Verfügung, da zur gleichen Zeit für die Show "Holiday an Ice" dort geprobt wurde. Da die Bundessieger-Zuchtschau schlecht abgesagt werden konnte, mußte improvisiert werden. Auf dem Freigelände hinter den Hallen wurde ein Riesen-Zelt aufgebaut, in dem nun die Bundessieger-Zuchtschau 1983 stattfinden sollte.

Die Ausstellung fand auch tatsächlich in dem Zelt statt, aber die Umstände und die Bedingungen waren dramatisch; sie sind es wert, für die Nachwelt festgehalten zu werden.

In der Nacht vorher war es ziemlich kalt, so etwa um den Gefrierpunkt. Damit Hunde und Aussteller nicht vor Kälte bibbern, waren einige große Heißluft-Aggregate installiert worden, die einen erheblichen Lärm verursachten. Als dann die ersten Aussteller mit ihren Hunden eintrafen, regnete es leicht in der Halle. Die durch die Heißluft-Aggregate erwärmte Luft traf auf die kalte Zeltdecke, die in der Luft enthaltene Feuchtigkeit kondensierte und ständig fielen große Tropfen dieses Kondenswassers von der Zeltdecke nach unten. Die Tropfen fielen auf Hunde und Aussteller, auf die Richter und auf das Ringpersonal, auf Schreibmaschinen und Urkunden. Und dann gab es noch eine weitere Schwierigkeit: der Fußboden bestand aus feinkörnigem scharfen Schotter. Die Hunde liefen schlecht, da sie nicht richtig auftreten konnten. Es war eine Katastrophe.

Auch Robby lief nicht gut. Der Richter - Dr. Muno, der damalige Vorsitzende des Deutschen Teckelklubs - gab Robby nur ein "SG", weil sich Robby nicht richtig zeigte. Aber immerhin stufte er Robby noch als Zwerg mit 35 cm Brustumfang ein.

Auf dieser Bundessieger-Zuchtschau lernte ich einige interessante Leute kennen: zunächst Herrn F. G. Schmidthusen (Zwinger "vom Ottersitz"), Herrn Anton Krämer (Zwinger "von der Tomburg"), Herrn Heinrich Klümper (Zwinger "vom Dinkelgrund") und natürlich Frau Ruth Delbrügger (Zwinger "vom Delbrüggerhof" und "Delbrüggers ..."). Mit Frau Delbrügger verabredete ich mich dann für den nächsten Vormittag.

Am nächsten Tag setzte ich mich dann in die Bahn und fuhr von Dortmund nach Unna, wo mich Frau Delbrügger abholte. Sie führte mich in eine riesige Wohnküche, die mehr einer Halle glich. Hunde sah ich nicht. Dann kam ein kleiner roter Kurzhaar-Zwergrüde an, beschnüffelte mich kurz und sprang dann auf meine Knie, wo er es sich dann bequem macht. Frau Delbrügger, die zuerst ziemlich zurückhaltend war und den kleinen Rüden und mich beobachtete, wurde dann sehr freundlich und sagte mir, daß das Judas van Brookert, der Vater von Zappel, sei. Judas sei ihr "Detektiv"; wen Judas nicht mag, den mag sie auch nicht. Und daß Judas sich auf die Knie eines Besuchers setzt, käme sehr selten vor, das sei eine ganz große Anerkennung. Ich war von Judas sehr beeindruckt. Frau Delbrügger erzählte mir noch einiges über Judas, der jedes Hindernis überwand, wenn er irgendwo eine läufige Hündin witterte. Mir gefiel jedenfalls Judas sehr.

Wir fuhren dann auf ein Anwesen ganz in der Nähe, wo Zappel bei einer Freundin lebte. Er gefiel mir auf den ersten Blick. Frau Delbrügger fuhr mich wieder zum Bahnhof und wir warteten, daß Ruschelmieze nun läufig würde.

Kurz vor Weihnachten war es so weit: wir bemerkten, daß Ruschelmieze die ersten Tröpfchen hinterließ. Ich rief sofort in Unna an und wir verabredeten uns für den 1.1.1984. Die Fahrt war sehr angenehm, da der Zug nur schwach besetzt war. Zappel wartete in Unna schon auf uns. Ruschelmieze zeigte sich anfangs etwas zickig, dank der von Frau Delbrügger geleisteten Deckhilfe ging jedoch alles glatt. Ich durfte im Hause übernachten; am nächsten Tag sollte der Deckakt wiederholt werden, doch Ruschelmieze wollte nicht mehr. Wir konnten also nur hoffen, daß es beim ersten Mal geklappt hatte.

 

Am Abend des 2.1.1984 war ich mit Ruschelmieze wieder zu Hause. Und es begann die Zeit des Wartens.

Seit 1.1.1984 war ich nun Mitglied in der Gruppe Berlin VII. Die Gruppenabende fanden in einem kleinen Lokal in Berlin Wedding statt. Die Atmosphäre war sehr gut, ganz anders als in der Gruppe Berlin V, wo man niemals wußte, woran man eigentlich war, wer Freund oder Feind sei. Es wurden Dackelspaziergänge in der Jungfernheide gemacht, die allen beteiligten großen Spaß machten.

Mitte Februar wurde dann Ruschelmieze sehr rund und schwer. Es hatte also tatsächlich geklappt. Am 29.2.1984 besuchte uns meine Mutter; sie konnte es kaum fassen, wie Ruschi aussah und daß Ruschi es nicht mehr schaffte, die niedrige Stufe vom Bürgersteig in unseren Ladenraum zu bewältigen.

Ruschi hatte an diesem Tag nichts mehr gefressen; wir mußten also damit rechnen, daß der Nachwuchs in der Nacht zur Welt käme, obwohl wir erst den 58. Tag der Trächtigkeit hatten. Der Hundekorb aus Schaumstoff stand in unserem Büro. Ich nahm ein paar Kissen und bereitete mir ein Lager neben dem Korb, damit ich gleich eingreifen konnte, falls es schwierig werden sollte.

Ruschi war sehr unruhig, lief ein paar Mal hin und her, kehrte aber immer wieder in den Korb zurück. Doch dann beruhigte sie sich wieder. Ich lag auf dem Fußboden und mein Kopf lag im Hundekorb.

Dann schreckte ich hoch. Ich war trotz der unbequemen Lage eingeschlafen. Ein leises Weinen traf mein Ohr. Ich sah, daß ein nasses schwarzes Etwas neben Ruschi im Korb lag und winselte. Der erste Welpe war ganz ohne Hilfe gekommen. Es war ein Rüde. Alberich von der Musenhöhle war zur Welt gekommen. Ich trennte die Nabelschnur durch und preßte sie zusammen, damit das Ende gleich verklebt. Ruschi fraß bereits genüßlich die Nachgeburt auf. Es war kurz vor Mitternacht.

 

 

Wird demnächst fortgesetzt; Fotos von Zappel und Ruschi werden noch eingefügt.


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