Freie Übersetzung: "Gewogen und zu leicht befunden"

Und sieh! Und sieh! An weißer Wand   da kam's hervor, wie Menschenhand;
Und schrieb, und schrieb an weißer Wand   Buchstaben von Feuer, und schrieb und schwand.
Die Magier kamen, doch keiner verstand   zu deuten die Flammenschrift an der Wand.
Quelle: Heinrich Heine, "Buch der Lieder", Romanzen, Nr.11, Verse 16 bis 20


Ach, unstet eitles Los der Menschenherrschaft!
Erst klein und schwach, erhebt sie kaum das Haupt,
streckt kaum noch aus hilflos die Kinderhand
und ruft zum Schutz an jedes Nachbarreich,
das töricht ihn gewährt.
Alsbald erstrebt sie Kraft und Macht
und trotzet jeder Hemmnis.
Bei voller Reife angelangt,
erfaßt sie alles um sich her,
verhöhnt das Recht, raubt, verwüstet,
verheert die bange Welt.
Zuletzt, voll angeschwellt zu Riesengröße
ernährt das Ungetüm im eignen Schoß
Stolz, Üppigkeit, Verderbnis, Eidesbruch und Zwietracht,
faule Seuchen eines Staats,
die ihm das Mark zerstören.
Seine Schwäche nimmt eine neue Macht voll Gierde wahr,
ungleicher Kampf!  und schlägt mit junger Kraft
sein alt gebeugtes Haupt:
er wankt, er sinket, er fällt,
ach weh, nie wieder zu erstehn.
Das Siegerreich, auf seinen Fall gebaut,
durchläuft den gleichen Kreis erträumter Größe,
endend am gleichen Ziel.

Quelle: Rezitativ der Nitocris aus dem Oratorium
"Belsazar" von Georg Friedrich Händel

Gellend heult Garm  vor Gnipahellir:
es reißt die Fessel,  es heult der Wolf.
Vieles weiß ich,  fernes schau ich:
der Rater Schicksal,  der Schlachtgötter Sturz.

Quelle: Die ältere Edda (Lieder-Edda), 1. Lied "Völuspá", Strophe 36



Nach einer alten chassidischen Legende gibt es, seitdem die Welt besteht, auch in den schlimmsten Zeiten mindestens sechsunddreißig Gerechte auf ihr.

Die Sechsunddreißig sind nicht durch Rang oder Stellung gekennzeichnet. Sie kennen ihr Geheimnis selbst nicht.

Und trotzdem sind sie es, die, jeden Tag aufs neue, die Welt retten, die ohne sie keinen einzigen Tag weiter existieren könnte, sondern untergehen müßte wegen unserer aller so großen Schuld.

Quelle :Ausschnitt aus der Rede des Schriftstellers Johannes Mario Simmel, die dieser am 3.2.2002 in Berlin auf einer Gedenkfeier der Akademie der Künste für den Schriftsteller Stefan Heym gehalten hat.