Die DSL-Abzocke

Im Kapitel "Meinungsmache" hatte ich geschrieben:

"Heute haben wir eine völlig andere Situation. Wir leben in einer relativ transparenten Mediengesellschaft. Wir haben eine relative Presse- und Meinungsfreiheit. Durch das nicht zensierbare Internet wandern Nachrichten und Meinungen in Sekundenschnelle mehrmals um den gesamten Erdball. Eine E-Mail zwischen irgendeinem Ort in Deutschland und irgendeinem Ort in Australien oder Neuseeland oder Hawaii benötigt in der Regel nicht mehr Zeit als eine E-Mail von Berlin nach Potsdam oder von Düsseldorf nach Duisburg. Die Volksaufklärung geschieht jetzt global. Eine Zensur ist kaum noch möglich - es sei, man kappt sämtliche Telefonverbindungen und verbietet bei Todesstrafe jeglichen Betrieb von Satellitenantennen."

Inzwischen hat sich die Situation erheblich gewandelt. Seit Herbst 2005 häufen sich Viren, Trojaner, Spam-Mails und sonstige "Malware" in vorher kaum vorstellbarer Weise im Internet. Während in Großstädten und Ballungszentren der Internet-Zugriff noch einigermaßen funktioniert, ist in ländlichen Gegenden tagsüber kaum noch eine Internet-Verbindung möglich. Bei freien Leitungen ist mit einem Analog-Modem immerhin ein Daten-Durchsatz von 56 kBit/s möglich. Bei ISDN (ohne Kanalbündelung) geht es etwas schneller, nämlich mit 64 kBit/s. Doch je mehr Zugriffe gleichzeitig erfolgen, um so geringer wird die dem einzelnen Nutzer zur Verfügung stehende Bandbreite. In der Praxis sinkt die Übertragungsgeschwindigkeit oft auf weniger als 1 kBit/s.

Bei einer derart langsamen Verbindung dauert beispielsweise das Herunterladen einer Datei von 60 MByte Größe mehrere Tage - wenn es überhaupt gelingt. In der Praxis nämlich bendet bei derart langsamen Verbindungen der angesprochene Server schon nach den ersten Datenpaketen die Verbindung.

Die Kosten für die Internetverbindung richten sich meist ausschließlich nach der Zeitdauer der Verbindung. Wenn der Nutzer mit dem Provider keine Flat Rate vereinbart hat, werden dann die Internet-Zugriffe sehr, sehr teuer.

In letzter Zeit haben sich die für den Internetzugang Verantwortlichen - also in erster Linie wohl die Deutsche Telekom AG. - eine andere - subtilere - Art der Reduzierung des Internetverkehrs ausgedacht. Wenn eine Internetverbindung zustande kommt, dann geht das etwa eine Minute lang ganz flott, also mit 28 oder gar 56 kBit/s. Doch nach etwa einer Minute passiert dann nichts mehr. Es findet kein Datenverkehr mehr statt, obwohl die Verbindung noch vorhanden ist und der Gebührenzähler beim Provider munter weiterläuft. Wenn man die Nerven behält und nicht wegschaltet, läuft der Datenverkehr nach einer Pause von einer Minute bis zu fünf Minuten plötzlich wieder für etwa eine Minute an. Dann wiederholt sich das Spiel: lange Pause - kurze Verbindungszeit - lange Pause. Unter diesen Umständen ist beispielsweise eine Beteiligung an eBay-Auktionen oder das Herunterladen von Treibern und umfangreichen Updates praktisch unmöglich. Das Internet wird damit für den bevormundeten und gegängelten Nutzer mehr oder weniger wertlos.

Nun gibt es allerdings andere Möglichkeiten als Internet über Telefonleitungen (Verbindung per Analog- oder ISDN-Modem). Wenig Aufwand erfordert der Empfang (Download) von Internet-Daten per Satellit. Dabei erfolgt die Anforderung von Internet-Daten (E-Mails, Internet-Seiten) an den Satelliten-Provider über die Telefonleitung (per Analog-Modem oder ISDN). Der Satelliten-Provider schickt dann die angeforderten Datenpakete per Sende-Antenne zum Satelliten, von dem aus die Daten dann auf einer anderen Frequenz wieder auf die Erde geschickt werden. Im Computer des Nutzers werden dann die angeforderten Datenpakete ausgefiltert und im Browser des Nutzers verarbeitet. Die Download-Geschwindigkeit ist bei dieser Technik atemberaubend: bis zu 13.000 kBit/s (ein Provider bietet sogar 26.000 kBit/s über Eutelsat an).

Der Haken bei dieser Technik liegt im Upload-Weg, über den die Daten-Anforderungen des Nutzers an den Satelliten-Provider übermittelt werden. Und dieser Upload-Weg, der über die normalen Telefonleitungen läuft, ist eine Analog- oder ISDN-Verbindung und wird - wie gerade zuvor berichtet - radikal beschränkt durch die gerade zur Verfügung stehende Bandbreite. Es entsteht ein geradezu groteskes Mißverhältnis zwischen Upload- und Download-Geschwindigkeit, beispielsweise 1 kBit/s zu 13.000 kBit/s. Bei derart langsamen Datenbündel-Anforderungen fällt bereits nach wenigen Sekunden die Verbindung auseinander. Diese Art der Datenübermittlung läßt sich praktisch nur in der Nacht zwischen 2 Uhr und 5 Uhr realisieren.

Nun wird von den großen Providern, die den Markt beherrschen, die DSL-Technik geradezu aggressiv propagiert. Bei dieser Technik werden die Internet-Daten zwischen dem Nutzer und dem nächsten Knotenamt mit einer normalen Telefonleitung übertragen. Da die Kabeldämpfung stark von der Länge des Kabels abhängt, stellt die Länge der Teilnehmerleitung  das bestimmende Kriterium für den Datendurchsatz dar. Zwar werden von allen Providern, die DSL-Anschlüsse vermarkten, mehrere Geschwindigkeiten angeboten (DSL 1000 mit 1024 kBit/s Download und 128 kBit/s Upload, DSL 3000 mit 3072/384 kBit/s, DSL 6000 mit 6000/576 kBit/s), aber diese Geschwindigkeiten sind meist nur in Großstädten erreichbar. Auf dem Lande stellt sich die Situation jedoch ganz anders dar. Bei der Durchführung der DSL-Verfügbarkeits-Prüfung (http://www.t-com.de/dsl) stellte es sich heraus, daß an unserem Anschluß nur ein sehr eingeschränkter DSL-Betrieb mit


384 kBit/s
(Download)

möglich ist. Berechnet wird jedoch ganz unverfroren nach dem 1024 kBit/s-Tarif.

Und so etwas kann man nicht anders als "Abzocke" bezeichnen.