Die Musenhöhle

Hundeschicksale

Bobby


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Bobby, Foto vom Herbst 1991

Das Schicksal von Bobby ist besonders traurig. Es wird an diesem Fall sichtbar, wie gering Menschen das Leben eines Tieres schätzen. Wenn es durch seine Ansesenheit stört, wird es ausgesetzt oder eingeschläfert.

Bobby lernten wir gleich nach unserem Umzug in den Spreewald kennen. Unser Nachbar Klaus W., der Eigentümer auch unseres Anwesens, bekam regelmäßig Besuch von seiner geschiedenen zweiten Frau Christel, die in Cottbus in einem Hochhaus wohnt, das dort allgemein als "Hungerturm" bezeichnet wird.

Eines Tages hörten wir, daß irgendjemand draußen bellte. Ein Dackel war es auf keinen Fall. Und dann sahen wir ihn auch: Bobby, ein mittelgroßer Terrier-Mischling, ALter höchstens 2 Jahre. Christel hatte ihn mitgebracht. Er war ihr zugelaufen. Offenbar war er ausgesetzt worden.

Schnell freundete sich Bobby auch mit uns an. Er war sehr lieb und war niemals aggressiv.

Dann gab es irgendwann zwischen Christel und ihrem Ex-Ehemann einen wüsten Streit mit Tätlichkeiten. Von da an kam Christel nur noch selten.

Christel hatte sich dann mit einem der "Hungerturm"-Mitbewohner angefreundet. Sie brachte diesen Mann auch mit, als sie ihren Ex-Mann besuchte. Er erschien mir sehr rechthaberisch; außerdem liebte er den Alkohol sehr.

Dann kam Bobby nicht mehr mit. Meine Frau und ich wunderten uns.

Als der Nachbar wieder einmal zu tief ins Glas gesehen hatte und redselig war, fragte ich ihn nach Bobby. Ich erfuhr, Bobby sei tot. Ich trank mit dem Nachbarn noch ein paar Gläser, um ihn noch mehr zum Reden zu bringen. Und dann erfuhr ich die ganze traurige Geschichte:

Christels neuer "Freund" konnte keine Hunde leiden. Und der Hund konnte wohl keine Menschen leiden, die täglich betrunken waren. Der "Freund" verlangte, der Hund solle "abgeschafft" werden. Versuche, den Hund anderweitig unterzubringen, wurden offensichtlich nicht unternommen. Vielmehr fuhren Christel und ihr Ex-Ehemann nach Straupitz zum Tierarzt, erzählten ihm, der Hund sei "aggressiv", und ließen ihn einschläfern.

Bobby wurde anschließend von Klaus und Christel W. im Wald zwischen Straupitz und Byhleguhre am Straßenrand vergraben.

 


Bobby, Foto vom Herbst 1991

Den neuen "Freund", der Bobbys "Abschaffung" verlangt hatte und somit an Bobbys Tod schuld war, ereilte dann wenige Monate später sein Schicksal. Er hatte sich kurz vor Weihnachten in einer Kneipe in Cottbus vollaufen lassen und hatte mit den anderen Gästen Streit angefangen. Es gab eine wüste Prügelei. Dabei wurde der "Freund" von den anderen Kneipengästen zusammengeschlagen und vor die Tür auf den Gehweg geworfen. Die anderen tranken dann weiter.

In dieser Nacht herrschte strenger Frost. Passanten fanden am Morgen den "Freund" hilflos vor der Kneipe liegend und alarmierten die Feuerwehr. Im Krankenhaus wurde eine extrem starke Unterkühlung festgestellt. Das Gehirn war dabei bleibend geschädigt worden; er konnte nicht mehr sprechen und war gelähmt. Er wurde dann in ein Pflegeheim eingewiesen. Ob er noch lebt, wissen wir nicht.


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