Die Musenhöhle

Hundeschicksale

Freia von der Musenhöhle


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Unsere F-Hunde kamen am 18.9.1991 in der Schorfheide zur Welt, wo sich unsere Hunde im Exil befanden. Die Umstände waren etwas ungewöhnlich. Die Inhaberin der Tierpension hatte uns angeboten, unsere Erda, die im Juli 1991 läufig wurde, von ihrem Tigerteckel Gustl vom Heidegrund decken zu lassen. Der Wurf könne bei ihr in Werbellin stattfinden. Wir waren über das Angebot sehr erfreut, obwohl wir zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht wußten, wo wir in Zukunft wohnen sollten.

Von dem Wurf am 18.9.1991 erfuhren wir dann telefonisch. Es waren 3 Rüden und zwei Hündinnen. Wir mußten leider auch hören, daß es dabei Verluste gegeben hätte. Zwei der Rüden seien gestorben, darunter ein Tigerteckel-Rüde. Übrig blieben ein schwarzroter Rüde, eine schwarzrote Hündin und eine Tigerteckel-Hündin.

Als wir dann am 1.9.1991 in unser jetziges Domizil im Spreewald einzogen, mußten wir zunächst unsere Möbel zusammenbauen und wenigstes ein provisorischen Auslaufgehege bauen. Dann mußte zwischen der eigentlichen Küche und der Veranda des alten Bauernhauses eine doppeltürige Hundeschleuse eingebaut werden, damit nicht ständig die Rüden zu den läufigen Hündinnen oder die mannstollen Hündinnen zu den Rüden vordringen konnten. Dann ließen wir uns gruppenweise unsere Hunde bringen. Erda mit ihren drei Welpen war die letzte Gruppe. Wir gaben den Welpen die Namen Fafner, Freia und Fricka. Alle drei entwickelten sich prächtig. Sie waren verträglich und friedlich und äußerst anhänglich.

Als Tigerin Freia im Ende April/Anfang Mai 1994 läufig wurde, verpaarten wir sie mit unserem Rüden Szu z Taczanowa. Da Szu selbst von einer Tigerteckel-Hündin - Neatly Canis Venator - abstammte, war die Wahrscheinlichkeit, aus dieser Verbindung Tigerteckel-Nachwuchs zu gewinnen, einigermaßen sicher.

Am 4.7.1994 war es dann soweit. Doch es gab Probleme. Freia hatte vier Welpen - drei Rüden und eine Hündin. Doch die Wehen kamen nicht richtig. Es mußte ein Kaiserschnitt vorgenommen werden. Von den vier Welpen überlebten nur zwei, und zwar ein Tigerteckel-Rüde und eine schwarzrote Hündin. Wir nannten die beiden Freia-Kinder Hüon und Halka.

Einen großen Auftritt hatte Freia mit ihrem Nachwuchs auf der Niederlausitzer Leistungsschau Ende April 1995 in Luckau. Unser Gruppenvorsitzender Paul St., meine Frau und ich machten Werbung für den Deutschen Teckelklub und für unsere Gruppe Luckau, in der ich damals das Amt des Schriftführers bekleidete. Paul hatte ein paar seiner Langhaarteckel mit, während die Kurzhaarigen von Freia, Hüon und Halka vertreten wurden. Wir hatten unseren Stand direkt an der Straße; alle Besucher mußten an uns vorbei. Und alle blieben stehen und bewunderten vor allem die beiden Tigerteckel.

Freia war in ihrem Leben niemals krank. Sie hatte immer einen sehr guten Appetit, und wir mußten ihre Portionen gegenüber den anderen Hündinnen immer etwas knapper halten, damit sie nicht rund wie eine Kugel würde. Fressen war für sie das Schönste, das es gab. Manchmal kniff sie vor Wonne die Augen zusammen und leckte sich über die Nase, wenn es ihr besonders gut geschmeckt hatte.

Foto vom 30.10.2001

Anfang August 2002 ließ der Appetit bisweilen nach. Manchmal wollte sie kein Frühstück und manchmal wollte sie keine Mittagsmahlzeit. Doch am nächsten Tag hatte sie wieder ihren Appetit wie immer. Trotz dieser selbstauferlegten Diät war sie nach wie vor rund und schwer.

Am Dienstag, dem 27. August, verweigerte sie gänzlich ihr Fressen. Wir waren bereits besorgt; als sie am nächsten Tag wieder nichts anrührte, fuhr ich mit ihr zu unseren Tierärzten nach Straupitz. Die Temperatur war normal; auch der Kreislauf war stabil. Nur der Bauch war ziemlich gespannt. Die Herzgeräusche waren normal. Sie hatte offensichtlich keine Kreislauf-Probleme. Sie bekam zwei Injektionen und ich fuhr wieder mit ihr nach Hause.

An den folgenden beiden Tagen nahm sie - wenn auch sehr widerwillig - die vom Tierarzt mitgegebenen Tabletten zusammen mit Leberwurst und verschwand dann wieder unter der Eckbank, wo sie ihren Stammplatz hatte. Ihr übliches Fressen (frischer ungebrühter Pansen oder anderes Frischfleisch) rührte sie nicht an.

Am Sonnabend, dem 31. August 2002, sahen wir beim Frühstück, daß Freia unter unserer Eckbank hervorkam und eine große Menge Wasser trank. Dann verschwand sie wieder. Als wir mit dem Frühstück fertig waren, hörten wir, daß sich eine der Hündinnen in der Küche erbrach. Es war Freia. Es kam Wasser mit etwas weißem Schleim aus dem Fang. Nun waren wir aufs allerhöchste alarmiert. Ich dachte an unseren Igor und fürchtete, es könnte ein Darmverschluß vorliegen. Also fuhr ich mit ihr zu unseren Tierärzten nach Straupitz. Die Temperatur war normal, der Kreislauf war etwas unruhig; alles deutete auf eine Verstopfung hin. Sie bekam eine kreislaufstabilisierende Injektion sowie eine Injektion zur Anregung des Verdauungstraktes.

Einer Ahnung folgend machte ich noch ein paar Fotos von Freia und ihren Geschwistern Fricka und Fafner.

Freia, Foto vom 31.8.2002

 

Fricka, Fafner und Freia (von lnks nach rechts), Foto vom 31.8.2002

Fricka, Freia und Fafner (von links nach rechts), Foto vom 31.8.2002

Am Nachmittag verschlimmerte sich Freias Zustand. Sie trank wieder große Mengen Wasser und brachte sehr bald alles wieder heraus. Nach telefonischer Absprache mit unserem Tierarzt fuhr ich dann nach Cottbus zur Kleintier-Klinik, um dort eine Röntgenaufnahme machen zu lassen. Auf dem Film war zu erkennen, daß die Gebärmutter prall mit Eiter gefüllt war. Sie hatte jedoch weder Ausfluß noch Fieber. Eine sofortige Operation - Entfernung der Gebärmutter - war erforderlich. Ich mußte Freia in der Klinik zurücklassen.

Noch am Abend erhielt ich einen Anruf aus der Klinik, daß die Operation gut verlaufen sei. Freia sei bereits wieder beim Aufwachen. Ich solle am Sonntag gegen 13 Uhr anrufen, ob ich sie holen könne. Nun konnte ich beruhigt schlafen.

Genau um 13 Uhr rief ich an und erfuhr, daß alles in Ordnung sei. Ich könne Freia um 16 Uhr in Empfang nehmen. Natürlich war ich pünktlich. Freia sah zwar etwas mitgenommen aus, aber sie hielt den Kopf hoch und blinzelte mich an. Als ich sie ansprach, wedelte sie aufgeregt mit dem Schwanz. Sie war offensichtlich froh, daß es nun wieder nach Hause ging. Doch irgendetwas war seltsam. Als ich sie ansah, hatte ich den Eindruck, sie blicke durch mich hindurch.

Natürlich konnte Freia jetzt nicht in die Küche zu den anderen Hündinnen zurück, die ihr bestimmt den Tampon über der Wundnaht abgerissen hätten. Freia wurde also in meinem Computerraum - der bei Bedarf auch als Deck und Wurfzimmer dient - bei ihrem Urenkel Nero untergebracht. Um ständig in der Nähe von Freia zu sein, hatte ich die Matratze aus dem Klapp-Bett herausgenommen und auf den Fußboden gepackt. Freia hatte sich in unsere Welpen-Hütte zurückgezogen und döste vor sich hin oder schlief sogar. Nero dagegen war unbändig und kaum zu halten; er wollte ständig zu seiner Urgroßmutter. Ich mußte ihn dauernd festhalten, damit Freia ihre Ruhe hatte. An Schlaf war daher bei mir kaum zu denken.

Gegen Mitternacht hörte ich ein Geräusch. Freia war aufgewacht, hatte die Hütte verlassen und schlabberte eine große Menge Wasser. Dann verschwand sie wieder in der Hütte und schlief weiter. Nach einer Stunde merkte ich, daß sie wieder aus der Hütte kam und unter meine Bettdecke kroch. Sie suchte sich einen Platz um Fußende und schlief dann an. Ich hörte sie hin und wieder leise schnarchen.

Mich beunruhigte, daß sie trotz der geschluckten Wassermenge keine einzige Pfütze gemacht hatte. Wir hatten Zeitungspapier ausgelegt, aber alles blieb trocken. In mir keimte der Verdacht, daß ein Versagen der Nieren vorliegen könnte. Um 4 Uhr schlief ich dann doch ein und hatte wirre Träume. Um 5 Uhr hörte ich ein polterndes Geräusch. Nero, der zuvor in meiner Kniekehle geschlafen hatte, war aktiv geworden und wollte die Kissen und Decken in unserer Welpenhütte zerkleinern. Ich holte ihn aus der Hütte heraus, sagte ihm, daß es das nicht machen dürfe, und sah dann nach Freia. Diese lag immer noch am Fußende unter der Bettdecke, doch ringsherum war alles naß. Offensichtlich hatte sich endlich ihre Blase entleert. Ich schob sie ein Stück weiter auf eine trockene Stelle und war erleichtert, daß die Nieren offensichtlich doch arbeiteten. Alsich sie ansprach, wedelte sie wieder mit dem Schwanz.

Am Montagmorgen lag Freia noch immer an der gleichen - trockenen - Stelle. Sie erschien jedoch mir sehr apathisch. Ich fuhr dann am Vormittag mit ihr zu unserem Tierarzt nach Straupitz, da sowieso der Tampon über der Wundnaht entfernt werden sollte. Die Naht selber sah sehr gut aus; keine Spur einer Entzündung. Freia bekam ein Antibiotikum und ich fuhr wieder nach Hause. Sie nahm dann widerwillig ein Kügelchen Leberwurst mit einer halben Lanitop-Tablette sowie etwas Nutriplus (Kraftnahrung). Dann legte sie sich wieder auf die Seite und döste vor sich hin.

Nach dem Mittagessen stellten wir fest, daß Freia alles wieder herausgebracht hatte; das getrunkene Wasser, die Leberwurst und die Nutriplus-Paste. Ich rief sofort bei der Kleintierklinik in Cottbus an und berichtete über den Verlauf nach der Operation. Der Chefarzt, der Freia operiert hatte, sagte, sie müsse für ein paar Tage an den Tropf gehängt werden, damit sich ihr Zustand wieder stabilisiere. Ich machte mich daraufhin sofort auf den Weg nach Cottbus zur Kleintierklinik. Im Wartezimmer nahm ich Freia aus dem Transportbehälter und setzte sie suf meine Knie. Sie erhob den Kopf. Von den anderen Wartenden wurde sie wegen ihres schönen Fells und ihrer Fellzeichnung maßlos bewundert. Dann wurde ich in das Behandlungszimmer gerufen.

Der Chefarzt und eine Assistenzärztin waren anwesend. Ich setzte Freia auf den Behandlungstisch und schilderte meine Eindrücke. Der Chefarzt sah sich Freias Zahnfleisch an und wurde sehr ernst. Das Zahnfleisch war nicht - wie normal - rosa, sondern fast weiß mit einem Stich ins Gelbliche. Auch die Zunge war nicht rosa, sondern grau. Das deutete auf einen Leberschaden hin. Der Arzt sagte, daß zuerst eine Blutuntersuchung durchgeführt werden müsse.

Der Arzt führte vorsichtig eine Kanüle in die Vene der rechten Vorderpfote ein. Die Kanüle füllte sich langsam mit dunkelrotem venösen Blut. Freia hatte ihren Kopf erhoben. Doch plötzlich fiel ihr Köpfchen zur Seite und ihre weißgraue Zunge hing auf einmal weit aus ihrem halbgeöffneten Fang. Der Arzt reagierte sofort und spritzte eine kleine Dosis Atropin. Die Muskeln reagierten, aber es war kein Atem mehr vernehmbar. Der Arzt führte noch den Schlauch eines Beatmungsgerätes in die Luftröhre ein und versuchte, den Atem wieder in Gang zu bekommen, aber ohne Erfolg. Im Stethoskop war kein Herzschlag mehr zu hören. Ihr Muskeln erschlafften, doch der Blaseninhalt trat nicht aus. Die Blase mußte leer gewesen sein. Die Nieren hatten versagt.

Es war Montag, der 2. September 2002, gegen 17 Uhr. Freia wurde 10 Jahre und 11 Monate alt. Sie ist drei Wochen vor ihrem 11. Geburtstag gestorben.

 

Eines der letzten Fotos vom 31.8.2002

 

 

 


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