Die Musenhöhle

Hundeschicksale

Lohengrin von der Musenhöhle


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Unsere Hündin Jokaste von der Musenhöhle (geb. 15.4.1996) - Tochter von Halka von der Musenhöhle nach dem Weltsieger Wum von der Kaiserlinde - war nun inzwischen nicht ganz vier Jahre alt, und es wurde Zeit, für sie einen geeigneten Rüden zu finden. Nach dem Studium der in Frage kommenden Stammbücher des Deutschen Teckelklubs fiel meine Wahl auf den Rüden Wasti vom Birkenwald (aus Sally vom Birkenwald nach dem Rüden Nico v. d. Woldas).

Dieser Wasti wohnte am anderen Ende Deutschlands, nämlich in Gronau-Epe, dicht an der Grenze zu den Niederlanden. Der Höhepunkt der Läufigkeit war Mitte Dezember 1999. Die Fahrt zum Decken war eine Nervenprobe sondergleichen. Es regnete ab Magdeburg ständig. Und ab Bad Oeynhausen schüttete es wie aus Eimern. Inzwischen war es dunkel geworden. Am Ende meiner Fahrt ließ der Regen etwas nach, sodaß man ein wenig von der Umgebung sehen konnte. An einer Tankstelle nördlich von Gronau hielt ich an und kaufte mir erst einmal einen Stadtplan, dem ich entnahm, daß ich die Stadt durchqueren mußte, da der Stadtteil Epe ein Stück südlich von Gronau liegt. Mein Ziel lag wiederum am östlichen Rande von Epe, dicht an Äckern und Wiesen. Ich erinnere mich an eine ungepflasterte lehmige Straße mit einem Wassergraben auf der einen Seite. Auf der anderen Seite befanden sich einzelstehende Siedlungshäuser. Dort mußte ich hin.

Ich wurde schon erwartet. Wasti zeigte sich als ein sehr schönes Exemplar, und er wußte auch, wie er mit Hündinnen umzugehen hatte. Die Nacht verbrachte ich mit Jokaste in einem Hotel in Epe, und am nächsten Morgen wurde der Deckakt wiederholt. Und danach ging es wieder zurück. Die Rückfahrt war genauso verregnet wie die Hinfahrt. Erst wieder nach Überquerung der Elbe wurde das Wetter besser.

Der Deckakt hatte Erfolg gehabt, Jokaste rundete sich merklich. Am 15.2.2000 war es dann soweit. Es kamen 2 Rüden und eine Hündin zur Welt. Doch leider war einer der Rüden tot. Die beiden überlebenden Welpen nannten wir Lohengrin und Libussa.

 

Hier wird noch Text eingefügt

 

Lohengrin und Guntram
Lohengrin (links) und Guntram (vorn)

Am Donnerstag, dem 10. Juni 2004, entdeckte ich in dem Raum, in dem sich unsere Rüden Guntram und Lohengrin aufhielten, ein hellbraunes Durchfallhäufchen. Von welchem der beiden Rüden diese Hinterlassenschaft stammte, war zunächst nicht festzustellen. Nach dem Mittagsmahl begann Lohengrin zu würgen und brachte alles wieder heraus. Dann lief er in den Vorgarten und fraß Gras. Daß er dann das Gras nach einer Weile wieder herausbrachte, war normal. Doch er war dabei munter, sprang an meiner Frau und mir hoch und bellte kräftig.

Nach ein paar Stunden fing Guntram ein lautes Gebell an. Lohengrin war unter dem Schrank verschwunden und kam erst wieder hervor, als wir ihn riefen. Am Abend nahm er ein paar Hunde-Kroketten zu sich und trank eine große Menge Wasser. Auch das war noch kein direktes Alarmzeichen. Sein Körper fühlte sich warm an und seine Nase war schön kalt. Sein Bauch fühlte sich weich an.

Am nächsten Morgen - es war Freitag, der 11. Juni 2004 - war Lohengrin nicht sichtbar. Meine Frau suchte ihn überall; sie fand ihn schließlich unter dem Schrank ganz hinten in der Ecke. Er kam nicht von allein aus der Ecke vor, sondern meine Frau mußte ihn regelrecht aus der Ecke herausziehen. Dabei bemerkte sie, daß er ganz offensichtlich Untertemperatur hatte. Sie alarmierte mich sofort. Ich ließ alles stehen und liegen und fuhr - unrasiert und ohne gefrühstückt zu haben - zu unserer Stamm-Tierarztpraxis. Unser Tierarzt stellte eine Temperatur von nur etwas mehr als 36° fest. Darmgeräusche waren nicht zu hören. Es bestand somit Verdacht auf Darmverschluß.

Da unser Tierarzt keine Röntgenanlage besitzt, empfahl er mir, mit Lohengrin sofort in eine größere Tierarztpraxis mit Röntgenanlage zu fahren, um dort die Ursache für seinen Zustand feststellen zu lassen.

Während der Fahrt würgte der Hund zweimal etwas Schleim heraus, der entsetzlich stank. Der Schleim stammte also eindeutig aus dem Darm. Und im Darm mußte etwas Schlimmes passiert sein.

Das Wartezimmer in der Tierarztpraxis war voll. Bei der Anmeldung sagte ich, daß es sich um einen Notfall handele; unser Stamm-Tierarzt habe den dingenden Verdacht auf Darmverschluß. "Oh!" sagte die Tierarzthelferin in der Anmeldung. Dann suchte sie aus aus der Computer-Datenbank der Tierklinik meine Daten und die des betreffenden Hundes heraus und sagte, ich solle mit dem Hund im Wartezimmer platznehmen.

Es dauerte und dauerte. Kurz nach mir kamen noch zwei Personen mit ihren Tieren. Lohengrin brachte noch ein paarmal etwas stinkenden Schleim heraus; ansonsten lag er apathisch in unserer Transportbox und wurde zusehends schwächer. Schließlich waren zwei Stunden seit meinem Eintreffen in der Tierklinik vergangen. Ich war der Einzige, den man noch warten ließ; die Leute, die nach mir - offensichtlich mit Bagatellsachen - gekommen waren, hatte man vorgezogen.

Nachdem der letzte Bagatellfall abgearbeitet war und ich der Einzige im Wartezimmer war, dauerte es noch länger als eine Viertelstunde, bis ich schließlich in das Haupt-Behandlungszimmer gerufen wurde. Ich schilderte dem Tierarzt die Symptome, woraufhin dieser sagte: "Oh, das sieht aber garnicht gut aus! Jetzt werden wir erst einmal eine Röntgenaufnahme machen."

Doch ehe es soweit war, vergingen wieder mindestens zwanzig Minuten. Dann erschien eine Assistentin; die Aufnahme wurde endlich gemacht und entwickelt. Schließlich kam der Tierarzt und sagte, daß auf der Aufnahme nichts zu sehen sei. Im Darm befände sich kein Fremdkörper. Die Symptome könnten auch eine organische Ursache haben. Wenn man jetzt einfach den Bauch aufmache, ohne zu wissen, was es sei, könne das für den Hund das Ende bedeuten.

Ich erinnerte den Tierarzt eindringlich an den nunmehr sechs Jahre zurückliegenden Fall unseres Rüden Igor, bei dem damals auf der Röntgenaufnahme auch nichts zu sehen gewesen war. Daraufhin gab der Tierarzt einer Assistentin Anweisung, dem Hund ein Kontrastmittel einzuflößen. Wenn das Kontrastmittel nicht durch den Darm wandere, werde er den Hund operieren. Ich könne beruhigt nach Hause fahren und solle nach 18 Uhr anrufen. Ich streichelte Lohengrin, der mich mit ängstlichem Blick ansah, noch einmal und fuhr dann schweren Herzens los. Ich ahnte, daß ich ihn lebend nicht wiedersehen würde.

Um 18.15 Uhr rief ich in in der Tierklinik an. Die Assistentin sagte mir, daß der Doktor noch nicht fertig sei. Ich solle in etwa 20 Minuten noch einmal anrufen.

Um 18.40 Uhr rief ich wieder an. Nach einigen Warteminuten war der Tierarzt am Telefon und sagte mir, daß ich recht gehabt hätte. Der Darm sei voller Textilfasern gewesen. Er habe den Darm an zwei Stellen öffnen müssen, um die Fasern zu entfernen. Auf meine Frage, wie Lohengrins Zustand jetzt sei, meinte der der Arzt: "Er schläft jetzt." Meine Frage nach dem Kreislauf wurde so beantwortet: "Der Kreislauf ist stabil; die Körpertemperatur ist wieder auf den Normalwert gestiegen. Er hängt jetzt am Tropf."  Der Tierarzt sagte weiter, daß der Hund wohl vier Tage in der Klinik bleiben müsse. Ich war zunächst erleichtert. Doch dann kam eine sehr merkwürdige Andeutung. Der Arzt erklärte, daß infolge der Untertemperatur andere Organe - wie die Leber oder die Nieren - geschädigt sein könnten.

Die ganze Nacht über mußte ich an Lohengrin denken. Ich fragte mich, warum der Tierarzt diese merkwürdigen Andeutungen hinsichtlich einer Schädigung der Leber oder der Nieren gemacht hatte.

Am nächsten Tag - es war Sonnabend, der 12. Juni 2004 - rief ich um 12.15 Uhr in der Tierarztpraxis an. Die Helferin in der Anmeldung bat mich, zu warten. Ich würde gleich Auskunft bekommen. Nach etwa 10 Minuten meldete sie sich wieder und sagte mir:

"Er hat es nicht geschafft. Er ist in der Nacht gestorben."

Dann fragte sie mich, was mit dem Hund geschehen solle. Ich antwortete, daß ich ihn abholen werde.

Eine Stunde später war ich in der Tierarztpraxis. Zunächst mußte ich eine knappe Viertelstunde warten, bis mir geöffnet wurde. Die Helferin brachte mir dann meine Transportbox mit dem toten Hund. Sie sagte mir, der Hund habe "sehr lange geschlafen". Dann verschwand sie in den hinteren Räumen und holte eine Plastiktüte, in der sich ein seilartig verflochtenes Gewirr von dicken bunten Textilfasern befand. Es waren offensichtlich Fransen von einer Decke. Die Helferin sagte, das habe der Hund im Darm gehabt.

Nun fragte ich die Helferin ganz direkt, ob Lohengrin überhaupt aus der Narkose aufgewacht sei. Sie sagte: "Nein." Jetzt war ich völlig verunsichert. Erst hieß es doch, der Hund habe "sehr lange geschlafen". Und wenn jemand geschlafen hatte, bedeutet das in unserem Sprachgebrauch, daß er nach dem Schlaf wieder aufgewacht war. Und nun war er auf einmal nicht wieder aufgewacht.

Als ich wieder zu Hause angekommen war, nahm ich den Hund aus der Transportbox und sah ihn mir genau an. Zu meiner allergrößten Überraschung mußte ich feststellen, daß über der eigentlichen Operationsnaht keine Entlastungsnaht gelegt worden war.

Heutzutage wird nahezu bei jeder Bauchoperation ein Tampon über die Operationsnaht gelegt, und dann zieht man die Bauchhaut von beiden Seiten über den Tampon und vernäht sie mit ein paar Stichen. Dadurch wird die eigentliche Operationsnaht völlig entlastet und die Bauchdecke kann in Ruhe wieder zusammenwachsen. Der Tampon wird nach ein paar Tagen herausgezogen. Die Fäden werden dann am 9. oder 10.Tag entfernt.

Der Verzicht, eine Entlastungsnaht anzubringen, spricht dafür, daß der Hund bereits zum Zeitpunkt der Operation gestorben war.

Die Tatsache, daß mit der Operation des Hundes, den ich am Vormittag gegen 10.00 Uhr in die Tierarztpraxis gebracht hatte, bis abends um 18.00 gewartet wurde, obwohl der dringende Verdacht auf Darmverschluß dem Tierarzt bekannt und bewußt war, ist für mich nicht nachvollziehbar.

Hätte ich geahnt, daß mit der Operation des Hundes erst ca. 7 Stunden nach der Ankunft in der Klinik begonnen würde und der Hund in dieser langen Zeit die stärksten vollstellbaren Schmerzen erdulden mußte, wäre ich stattdessen sofort zur nächsten Universitäts-Tierklinik gefahren. Dann wäre der Hund wahrscheinlich noch am Leben. So wurde er nur 4 Jahre und 4 Monate alt. Eine Chance für die Kurzhaar-Zwergteckelzucht ging damit für immer verloren.


Am 18.6.2004 erhielten wir die Rechnung der Tierarztpraxis:

 


Die Rechnung nicht zu bezahlen bzw. gegen die Rechnung anzugehen, wäre aussichtslos gewesen. Es wäre in jedem Fall zu einem Gutachterprozeß gekommen, und einen Gutachter zu finden, der gegen einen Kollegen aussagt, ist in diesem unserem Staate so gut wie unmöglich. Wir haben einen für die Zucht sehr wertvollen vierjährigen Deckrüden mit allerbester Abstammung verloren und durften auch noch 202,78 € an die Tierarztpraxis bezahlen. Ich betrete diese Tierarztpraxis nie wieder!


Lohengrin (hinten) mit Guntram

Wir begruben Lohengrin auf unserem Friedhof neben seinen bereits am 3.8.2003 und 21.8.2003 verstorbenen Kindern nach Norma von der Musenhöhle.

 

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