Vorwort

Kultur spielt sich nicht nur in Großstädten ab, wie beispielsweise in der Berliner Philharmonie, im Konzerthaus (Schauspielhaus) am Gendarmenmarkt, in den drei Berliner Opernhäusern, in den Berliner Theatern, im Staatstheater Cottbus, im Leipziger Gewandhaus, in der Semperoper u.s.w.

Kultur hat auch einen - hervorragenden - Platz in unseren Kirchen. Über Jahrtausende hinweg waren Tempel, Synagogen und Kirchen die eigentlichen Träger von Zivilisation und Kultur - unabhängig von der jeweiligen Glaubensrichtung. Die im Alten Testament definierten 10 Gebote (Mose 2, 20; 5, 5) stellen bis auf den heutigen Tag die Grundlage jeglicher Zivilisation und Gesetzgebung dar.

Auch heute noch können und müssen die Kirchen Kultur vermitteln; es ist ihre Aufgabe, dem Volk Lehren, Lebensweisheiten und moralische Grundsätze zu vermitteln.

Der Kirchenmusik fällt dabei eine wichtige Rolle zu, wobei es eigentlich sekundär ist, ob bei einem katholischen Hochamt eine feierliche Messe von Palestrina, Haydn, Mozart, Beethoven oder Bruckner zu hören ist, ob bei einem evangelischen Gottesdienst Werke von Schütz, Buxtehude, Bach oder Mendelssohn erklingen, oder ob bei einer jüdischen Sabbatfeier Psalmen von Salomone Rossi oder Chorstücke von Louis Lewandowski zu Gehör gebracht werden. Alle diese Kompositionen übermitteln eine Botschaft. Das Wort spricht den Verstand an; die Musik spricht das Gefühl an. Die Musik vermag, etwas auszudrücken, wo das gesprochene Wort nicht mehr ausreicht.

Und aus diesen Gründen ist es wichtig, daß in den Kirchen die Musik gepflegt wird. Die Kirchenmusik öffnet das Ohr und macht empfänglich für weitere Kultur. Die Diskussionen, bei denen tatsächlich ernsthaft diskutiert wird, ob man bei Gottesdiensten, Messen und Sabbatfeiern aus finanziellen Gründen nicht besser die Organisten und Kantoren "einsparen" und statt deren eine vom Küster, Pfarrer oder Rabbi zu bedienende Verstärkeranlage mit CD-Spieler benutzen sollte, zeigen, wie weit das Kulturbewußtsein bei den zuständigen Entscheidungsträgern bereits degeneriert ist.

Musik ist eine Sprache, die ohne Worte auskommen kann. Doch um diese Sprache verstehen zu können, muß man - wie bei jeder anderen Sprache - einiges lernen. Und die beste Lernmethode ist immer noch das Zuhören.

Doch die Menschen müssen wissen, wann und wo etwas stattfindet. Auch sind Rezensionen von Konzerten wichtig, um nach dem Konzert die Menschen, die ferngeblieben waren, darauf hinzuweisen, was sie versäumt haben. Es wäre schön wenn sie dann zum nächsten Konzert kämen.

 

Manfred Ganady