Das Arge-Magazin

Ende 1994 / Anfang 1995 kam das Thema "Informationsschrift" in den Sitzungen der Arbeitsgemeinschaft wieder auf die Tagesordnung. Bei den Vorsitzenden und Schriftführern der Gruppen war die Haltung unterschiedlich. Herr Giebecke, der Ehrenvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft, setzte sich sehr für die Herausgabe eines solchen Blattes ein, während andere Gruppen sehr dagegen waren. Es wurde u. a. argumentiert, eine solche Schrift sei wegen der "hohen Kosten" nicht finanzierbar. Dann wurde über die Schwierigkeiten bei der Herstellung lamentiert. Doch langsam nahm die Sache konkretere Formen an. Es wurde über das zweckmäßigste Format diskutiert. Ich hatte je ein Exemplar der damals von mir gedruckten Kataloge für die Landessiegerzuchtschauen 1984 und 1986 mit und plädierte - genau wie Herr Giebecke - für das Format DIN A5 (aus DIN A4 zusammengelegt, geheftet und gefaltet).


        

Es wurde über die Stückzahl und über technische Fragen diskutiert. Da ich Erfahrungen mit der Herstellung von Katalogen in diesem Format hatte, konnte ich alle diesbezüglichen Fragen beantworten und Bedenken ausräumen. Schließlich war man soweit, daß man einen Versuch wagen wollte. Im Jahre 1996 sollten vier Ausgaben erscheinen, und zwar jeweils zum Quartalsanfang.

Auf der Generalversammlung der Arbeitsgemeinschaft Berlin-Brandenburg am 29.4.1995 (Berliner Teckeltag) wurde über die Durchführung des Versuches abgestimmt. Es ergab sich eine Mehrheit für den Versuch.

 

In den folgenden ARGE-Sitzungen wurde über den technischen Ablauf der Herstellung diskutiert. Ich hatte mich bereit erklärt, den Druck zu übernehmen. Zum Zusammenlegen, Heften und Falzen sollte ich Hilfe bekommen.

Die Redaktion für den ARGE-Teil übernahm Reiner Schwartz, der damalige Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Berlin-Brandenburg e.V. Die Beiträge der Gruppen sollten direkt an mich geschickt werden. Meine Aufgabe war es dann, die einzelnen Vorlagen so auf die Offset-Druckplatten zu bringen, daß sich nach dem Zusammenlegen und Heften eine durchlaufende Seitennummerierung ergibt.

Nun galt es, meine Offset-Druckeinrichtung, die ich seit Jahren nicht mehr benutzt hatte, wieder in Betrieb zu nehmen. Ich mußte feststellen, daß es bei der Kamera im Inneren einige Transportschäden gegeben hatte. Eines der beiden Stahlseile für die Höheneinstellung der Vorlagen-Ebene war von einer Umlenkrolle gesprungen und hatte sich an einer scharfen Kante aufgespleißt. Jetzt wurde es kritisch. Die Firma GESTETNER GmbH., von der ich die Einrichtung im Jahre 1979 für 33.000,- DM gekauft hatte, hatte in Berlin keine Niederlasung mehr. Da der Hauptsitz der Firma in München war, forschte ich im Münchener Telefonbuch nach, fand aber auch dort nichts. Offensichtlich existierte die Firma nicht mehr.

Ich mußte also selber Hand anlegen. Ich besorgte mir im nächsten Heimwerkermarkt aus der Abteilung "Fahrrad-Zubehör" einen langen Bowdenzug und hatte so ein geeignetes Stahlseil. Der Einbau war zwar umständlich, aber zum Schluß war die Kamera wieder voll einsatzfähig. Schwieriger war es bei der Druckmaschine. Auch dort funktionierte einiges nicht mehr. Es dauerte einige Wochen, bis wenigstens mechanisch alles lief.

Als sehr problematisch erwies sich die Besorgung der für den Druck benötigten Materialien wie Fotopapiere, Entwickler für Fotomaterialien, Offset-Platten, Entwickler für Offset-Platten, Druckfarbe und Wischwasser. Die früheren Großhändler und Fachgeschäfte existierten nicht mehr. Lediglich bei der Firma ROTAPRINT im Bezirk Wedding konnte man noch Offset-Material. Natürlich war nicht alles, was ich benötigte, vorrätig, sondern mußte bestellt werden. Ich bestellte Materialien für alle vier Ausgaben, also für ca. 80.000 Drucke, und mußte also warten.

Inzwischen trafen bei mir die ersten Vorlagen von Herrn S. und von den Gruppen ein. Schließlich hatte ich die Vorlagen für 37 der vorgesehenen 40 Seiten und konnte mich an die Seiteneinteilung machen. Doch der Beitrag einer Gruppe fehlte. Da ich nicht zwei leere Seiten im Heft haben wollte, setzte ich mich ans Telefon, um dem betreffenden Gruppenvorstand ins Gewissen zu reden. Ich erreichte, daß ich mir ein handgeschriebenes Manuskript in Ludwigsfelde (!) abholen konnte. Ich schrieb dann den Text und hatte schließlich alle Vorlagen komplett.

Endlich - unmittelbar vor Weihnachten - bekam ich von ROTAPRINT die Mitteilung, daß alle bestellten Materialien eingetroffen seien. Ich fuhr sofort nach Berlin, packte die Sachen ein, fuhr zurück und machte mich an die Arbeit. Doch da begannen erst die eigentlichen Schwierigkeiten. Die Offset-Druckfarbe von ROTAPRINT war sehr fest. Die Farbe floß nicht richtig und verteilte sich nicht richtig auf den Druckplatten. Als ich die Farbe mit einem Verdünner etwas geschmeidiger machte, wurde sie extrem klebrig, was zur Folge hatte, daß sich die frisch bedruckten Blätter nicht vom Druckzylinder lösten, sondern haften blieben, sodaß der Druckvorgang angehalten werden mußte. Es war eine Nervenprobe sondergleichen. Die Schwierigkeit beim Offsetdruck ist, daß nach jeder Unterbrechung wieder neue Makulatur anfällt und etwa zehn bis zwanzig Druckvorgänge ablaufen müssen, bis sich alles wieder richtig eingespielt hat. Die unbrauchbaren Blätter - die Makulatur - müssen dann aussortiert werden.

Als Frau Michelet mit Verstärkung bei uns eintraf, um beim Zusammentragen, Heften und Falzen zu helfen, war ich daher noch beim Drucken. Zu allem Überfluß gab es dann wieder einen Papierstau, verursacht durch Hängenbleiben am Druckzylinder. Dieses Mal klebten gleich mehrere Blätter übereinander; ehe ich die Maschine abstellen konnte, machte es "knack" und einer der Greiferfinger, die das bedruckte Papier aus der Maschine herausführen, war abgebrochen und flog in weitem Bogen heraus. Jetzt ging überhaupt nichts mehr. Das Papier lief gegen den abgebrochenen Stummel und staute sich.

Ich mußte die Maschine vollkommen auseinandernehmen, um den Rest des Greiferfingers demontieren zu können. Dann fuhr ich 10 km bis zum nächsten Heimwerkermarkt, um schnell abbindenden Zweikomponenten-Kleber zu holen, klebte die beiden Teile des Greiferfingers wieder zusammen, baute die Maschine wieder zusammen und konnte schließlich weiterdrucken, bis alles fertig war und 10 Stapel zu je etwa 1000 Blatt doppelseitig bedruckter A4-Blätter auf den Tischen lagen. Dann mußte sortiert - "zusammengatragen" - werden. Die 10 Stapel zu je 1000 Blättern mußten zu 1000 Stapeln zu je 10 Blättern umsortiert werden - natürlich in der richtigen Reihenfolge.

Beim Zusammentragen der Blätter half meine Frau mit, die ja darin schon große Erfahrung hatte, während ich die Maschine reinigte, damit die Farbe nicht die Walzen und den Gummituchzylinder angreift. Schließlich war alles geschafft. Zwar war ich mit der Druckqualität nicht ganz zufrieden, aber alles in allem war das Heft doch sehr gelungen. Frau Michelet packte die fertigen Hefte in ihr Auto und fuhr mit ihren Helferinnen nach Berlin zurück, während meine Frau und ich uns erst einmal von der Anstrengung und dem Streß erholten.

                
Titel- und Innenseite des Heftes Nr. 1 (1. Vierteljahr 1996)

Für den Druck der zweiten Nummer des "Arge-Magazins" wollte ich vorsorgen. Das Hauptproblem war die zu zähe Druckfarbe gewesen. Da solche Probleme beim Drucken öfter auftauchen, gibt es firnisartige Mittel, die Konsistenz der Farbe zu ändern (Gleitfirnis und Zähfirnis). Als es so weit war, daß der Druck des zweiten Heftes beginnen konnte, war ich also gerüstet. Die Druckfarbe verteilte sich wesentlich besser auf den Walzen, und die Papierbogen klebten nicht mehr auf dem Gummituchzylinder fest. Aber es gab einen sehr unangenehmen Nebeneffekt: die Druckplatten wurden angegriffen. Die "druckenden" Stellen wurden während des Druckens immer dünner, sodaß auch das Druckbild immer schwächer und blasser wurde. Ich mußte also die Maschine auseinanderbauen, gründlichst von der Farbe reinigen und wieder zu der alten Methode zurückkehren. Es hatte eine Menge Ausschuß gegeben. Während ich mich wieder um die Säuberung der Druckmaschine kümmerte, wurde von meiner Frau, von Frau Michelet, Frau Marohn und Frau I. Kämerow Zusammentragen, Heften und Falzen besorgt. Wir ackerten mehrere Stunden. Schließlich war alles fertig.

Umschlagseite des Heftes Nr. 2 (2. Vierteljahr 1996)

Als ich meine Werkstatt wieder ordnete, mußte ich feststellen, daß ein Teil der einwandfreien Bogen noch unverarbeitet auf den Tischen lag. Offensichtlich war einiges von der Makulatur - also von dem Ausschuß - verarbeitet worden.

Am 1.5.1996 fand auf dem Klubplatz in Bötzow eine gesellige Veranstaltung statt:

Anzeige im Arge-Magazin Nr. 2, Seite 9

Meine Frau, die am Vortag in Berlin zu tun gehabt hatte, hatte in der Wohnung meiner Tante übernachtet. Ich holte meine Frau in Berlin-Wilmersdorf ab und dann fuhren wir zum Klubplatz in Bötzow. Es war ziemlich voll und die Stimmung war gut. Die Bowle floß in Strömen. Wir blieben etwa zwei Stunden und fuhren dann nach Hause, weil wir unsere Hunde nicht so lange allein lassen wollten. Immerhin beträgt die Fahrzeit zwischen Bötzow und dem Spreewald mindestens zwei Stunden.

Zwei Tage danach erhielt ich von Herrn Reiner Schwartz, dem damaligen Geschäftsführer des Landesverbandes, ein Schreiben mit dem Inhalt, daß der Vorstand des Landesverbandes am 1.5.1996 beschlossen habe, mir den Druckauftrag für das Arge-Magazin wegen der schlechten Druckqualität zu entziehen.

Der Vorstand des Landesverbandes, dessen Mitglieder auf dem Klubplatz vollständig versammelt waren, hatte also gewartet, bis meine Frau und weggefahren waren, und hatte dann erst einen Beschluß gefaßt, sodaß wir weder Erläuterungen noch sonstige Einwendungen vorbringen konnten.

 

Ich hatte Ende 1995 Material für ein ganzes Jahr - also für vier Ausgaben - eingekauft. Zwei Ausgaben hatte ich gedruckt. Die Hälfte des Materials war verbraucht. Auf der anderen Hälfte blieb ich sitzen.

Chemikalien und fotoempfindliche Materialien haben nur eine begrenzte Lebensdauer. Dann zersetzen sie sich.

Bis auf das Papier konnte ich alles wegwerfen. Der finanzielle Verlust war beträchtlich.