Ärztepfusch

Eigene Erlebnisse mit Ärzten im Jahre 1934

Meine ersten Erinnerungen reichen bis in das Jahr 1934 zurück. Ich erinnere mich an ein Krankenhaus. Ich war bei einem Besuch bei meiner Großmutter (mütterlichseits) Mathilde beim Herumtoben auf den Deckel eines Kohlenkastens gefallen und hatte mir dabei den rechten Oberschenkel gestoßen. Am nächsten Tag konnte ich nicht mehr laufen. Es tat beim Auftreten irrsinnig weh und ich knickte bei jedem Schritt ein. Ich wurde in das örtlich zuständige Krankenhaus Friedrichshain gebracht und - wie ich später erfuhr - von professoralen Kurpfuschern zunächst auf  “spinale Kinderlähmung” behandelt. Eine Röntgenaufnahme wurde nicht gemacht. Die Ärzte nahmen meine Erklärung, daß ich mit dem rechten Bein auf den Kohlenkasten geprallt war, überhaupt nicht zur Kenntnis. Sie dachten wohl, ein Vierjähriger weiß noch nicht, was er sagt. Ich erfuhr später von meinem Vater, daß ihm diese professoralen Kurpfuscher erklärt hatten, sie wollten warten, bis der Oberschenkel von allein durchbricht und wollten dann die beiden Teile ein Stück ineinanderschieben. Natürlich würde dann das rechte Bein ein Stück kürzer werden!

Ich erinnere mich weiter, daß mein Vater einen scharfen Wortwechsel mit den Ärzten hatte, mich dann einfach aus dem Bett heraushob und per Taxi in ein anderes Krankenhaus brachte. Das war das Oskar-Helene-Heim in Berlin-Zehlendorf. Dort wurde zu allererst einmal eine Röntgenaufnahme gemacht und dabei ein unvollkommener Knochenbruch des rechten Oberschenkels festgestellt. Zum Glück war es noch nicht zum vollkommenen Bruch des Oberschenkels gekommen. Das Bein wurde operiert, wobei der eingebrochene Knochen mit den nach innen gedrückten Splittern geflickt wurde. Nach einem Vierteljahr konnte ich schliwßlich aus dem Krankenhaus entlassen werden. Nachdem das rechte Bein ein Vierteljahr im Gipsverband verbracht hatte, mußte ich allerdings erst wieder richtig laufen lernen, Nun mußte beobachtet werden, ob der rechte Oberschenkel auch richtig mitwuchs. Es klappte alles bestens: außer einer Narbe, die immer mitwuchs, ist nichts zurückgeblieben.

Erst später habe ich begriffen, welche Zivilcourage mein Vater aufgebracht hat, als er es wagte, eine andere Meinung als die professoralen Besserwisser zu haben und dann dementsprechend zu handeln.

Eigene Erlebnisse mit Zahnärzten

Das erste sehr unangenehme Erlebnis mit einem Zahnarzt hatte ich so um 1955. Ich bekam plötzlich heftige Zahnschmerzen und ging zum nächstgelegenen Zahnarzt am Rüdesheimer Platz. Dieser Zahnarzt hatte noch eine zweite Profession: er komponierte melodische harmlose Schlager, die auch gelegentlich im Rundfunk gebracht wurden. Dieser Zahnarzt klopfte gegen einige Zähne; es war jedoch nicht lokalisierbar, welcher Zahn der Verursacher war. Ich bekam ein paar Betäubungsspritzen verpaßt, und dann begann der Zahnarzt, mehrere nebeneinanderliegende Backenzähne zu entfernen - vorsichtshalber! Die Prozedur dauerte weit über eine Stunde. Als der letzte von drei "verdächtigen" Zähnen heraus war, machte ich schlapp und mußte erst wieder mittels einer Kreislaufspritze ins Leben zurückgeholt werden. Zu diesem Zahnarzt bin ich dann nicht mehr gegangen.

Das nächste unangenehme Erlebnis hatte ich dreizehn Jahre später. Ich hatte Schmerzen auf der linken Seite des Unterkiefers. Der Zahnarzt - Sohn eines berühmten Architekten mit dem Titel "Stadtbaumeister", der u. a. die Kirche "Zum guten Hirten" in Berlin-Friedenau und den "Märchenbrunnen" in Berlin-Friedrichshain entworfen hatte - wohnte in der großen burgähnlichen Stadtvilla seines Vaters, die dieser sich gegenüber der Kirche hatte bauen lassen. Er ließ sich wie immer viel Zeit, bevor ich von ihm empfangen wurde - obwohl die Praxis leer war. Auch dieses Mal konnte der Schmerzverursacher nicht lokalisiert werden. Eine Röntgenaufnahme brachte auch keine Erleuchtung. Dann fing der Zahnarzt an, an den "verdächtigen" Zähnen zu rütteln, hatte aber keinerlei Erfolg dabei. Ich bekam nochmals eine Betäubungsspritze - und dann begann der Zahnarzt, etwas vom Unterkiefer abzufräsen, um den verdächtigen Zahn aus seinem Fach herauszubekommen. Nach einer Stunde war es endlich soweit, daß er den Zahn heraus hatte. Doch der mit viel Mühe entfernte Backenzahn war vollkommen in Ordnung gewesen. Also machte er sich an den nächsten Zahn heran. Der Zahnarzt faselte etwas von "unheimlich großen Zysten". Nach mehr als 2 Stunden war er fertig und ich wurde nach Hause geschickt. Ich wankte mit weichen Knien zum Autobus 17, der mich vom Frierdich-Wilhelm-Platz zurück zum Rüdesheimer Platz brachte.

Ich fiel ins Bett und stellte mir einen Eimer daneben, da ich beständig spucken mußte. Auch in der Nacht ließ die Speichelbildung kaum nach. An Schlaf war daher kaum zu denken. Das ging etwa eine Woche lang so. Als dann die Spuckerei einigermaßen vorbei war und ich den Mund wieder richtig aufmachen konnte, mußte ich feststellen, daß mir links unten die Zähne 5, 6, 7 und 8 fehlten. In den folgenden Wochen und Monaten wuchs mir links unten ein erbsengroßer knöcherner Auswuchs an der Stelle, wo der Zahnarzt mir zuviel vom Kieferknochen abgefräst hatte, um einen gesunden Zahn "auf Verdacht" zu entfernen.

Auch zu diesem Zahnarzt bin ich dann nicht mehr gegangen.

 

Eigene Erfahrungen mit einer Tierarztpraxis

Da ich kein Tierarzt bin und somit auch nicht der Berufsordnung einer Tierärztekammer unterworfen bin, gilt für mich auch nicht die den Tierärzten auferlegte Schweigepflicht. Ich kann als Nicht-Tierarzt über das Fehlverhalten von Tierärzten und über Mißstände in Tierkliniken und Tierarztpraxen berichten, was Tierärzten selbst durch die Bestimmungen ihrer "Berufsordnung" verwehrt ist. Würde ein Tierarzt das tun, dann würde er wegen "Verletzung der Standesehre" ein Ehrengerichtsverfahren angehängt bekommen, das mit Sicherheit zum Ende seiner veterinärmedizinischen Karriere führen würde. Aber auch der Normalbürger soll von den tierärztlichen Kurpfuschern, die mit allen Mitteln verhindern wollen, daß ihre Fehlleistungen in der Öffentlichkeit bekannt werden, durch Prozesse und Prozeßandrohungen in Schach gehalten werden. Nur wenn sich die Unfähigkeit der Kurpfuscher herumspricht und dann endlich die Patienten (d. h. die Besitzer mit ihren Tieren) wegbleiben, bekommt der Kurpfuscher, was er verdient. Aus diesem Grunde habe ich es peinlichst vermieden, Ortsangaben zu machen, die auf die Identität der genannten tierärztlichen Kurpfuscher schließen lassen könnten.

In den nachfolgenden Berichten werden ausschließlich Tatsachen geschildert. Schlußfolgerungen und Vermutungen werden deutlich als solche gekennzeichnet. Es sei jedoch ausdrücklich darauf hingewiesen, daß für mich in dieser Praxis die Tätigkeitsbereiche von Tierarzthelferin und Assistentin nicht klar zu unterscheiden gewesen waren.


Fall 1: Despina von der Musenhöhle
geboren am 7.6.1987
gestorben in der Tierarztpraxis am 15.12.1997

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Fall 2: Igor von der Musenhöhle
geboren am 22.9.1995
gestorben in der Tierarztpraxis am 29.6.1998

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Fall 3: Hüon von der Musenhöhle
geboren am 4.7.1994
gestorben in der Tierarztpraxis am 2.2.2001

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Fall 4: Freia von der Musenhöhle
geboren am 18.9.1991
gestorben in der Tierarztpraxis am 2.9.2001

Freia war eine sehr liebe und freundliche Tigerteckel-Hündin. Ihr Vater war der Tigerteckel Gustl vom Heidegrund, und ihre Mutter war Erda von der Musenhöhle, die zwar selbst schwarzrot war, aber von Tigerteckeln abstammmte.

Freia hatte nur einen Wurf nach unserem Rüden Szu z Taczanowa, der seinerseits eine Tigerteckelhündin polnischer Herkunft namens Neatly Canis Venator  zur Mutter hatte.

Neatly
Neatly Canis Venator Anfang 1985

Aus diesem Wurf kamen unsere H-Hunde: der Tigerteckel-Rüde Hüon und die schwarzrote Hündin Halka (geb. 4.7.1994).

 

Freia war in ihrem Leben niemals krank. Sie hatte immer einen sehr guten Appetit, und wir mußten ihre Portionen gegenüber den anderen Hündinnen immer etwas knapper halten, damit sie nicht rund wie eine Kugel würde. Fressen war für sie das Schönste, das es gab. Manchmal kniff sie vor Wonne die Augen zusammen und leckte sich über die Nase, wenn es ihr besonders gut geschmeckt hatte.


Freia
Foto vom 30.10.2001

Anfang August 2002 ließ der Appetit bisweilen nach. Manchmal wollte sie kein Frühstück und manchmal wollte sie keine Mittagsmahlzeit. Doch am nächsten Tag hatte sie wieder ihren Appetit wie immer. Trotz dieser selbstauferlegten Diät war sie nach wie vor rund und schwer.

Am Dienstag, dem 27. August, verweigerte sie gänzlich ihr Fressen. Wir waren bereits besorgt; als sie am nächsten Tag wieder nichts anrührte, fuhr ich mit ihr zu unseren Haus-Tierärzten. Die Temperatur war normal; auch der Kreislauf war stabil. Nur der Bauch war ziemlich gespannt. Die Herzgeräusche waren normal. Sie hatte offensichtlich keine Kreislauf-Probleme. Sie bekam zwei Injektionen und ich fuhr wieder mit ihr nach Hause.

An den folgenden beiden Tagen nahm sie - wenn auch sehr widerwillig - die vom Tierarzt mitgegebenen Tabletten zusammen mit Leberwurst und verschwand dann wieder unter der Eckbank, wo sie ihren Stammplatz hatte. Ihr übliches Fressen (frischer ungebrühter Pansen oder anderes Frischfleisch) rührte sie nicht an.

Am Sonnabend, dem 31. August 2002, sahen wir beim Frühstück, daß Freia unter unserer Eckbank hervorkam und eine große Menge Wasser trank. Dann verschwand sie wieder. Als wir mit dem Frühstück fertig waren, hörten wir, daß sich eine der Hündinnen in der Küche erbrach. Es war Freia. Es kam Wasser mit etwas weißem Schleim aus dem Fang. Nun waren wir aufs allerhöchste alarmiert. Ich dachte an unseren Igor und fürchtete, es könnte ein Darmverschluß vorliegen. Also fuhr ich mit ihr zu unseren Tierärzten. Die Temperatur war normal, der Kreislauf war etwas unruhig; alles deutete auf eine Verstopfung hin. Sie bekam eine kreislaufstabilisierende Injektion sowie eine Injektion zur Anregung des Verdauungstraktes.

Einer Ahnung folgend machte ich noch ein paar Fotos von Freia und ihren Geschwistern Fricka und Fafner.

Freia
Freia, Foto vom 31.8.2002


Fricka, Fafner und Freia (von links nach rechts), Foto vom 31.8.2002

Fricka, Freia und Fafner (von links nach rechts), Foto vom 31.8.2002

Am Nachmittag verschlimmerte sich Freias Zustand. Sie trank wieder große Mengen Wasser und brachte sehr bald alles wieder heraus. Nach telefonischer Absprache mit unserem Tierarzt fuhr ich dann in die bewußte Kleintier-Praxis, um dort eine Röntgenaufnahme machen zu lassen. Der dortige Chefarzt erklärte mir bei der Betrachtung der Aufnahme, daß die Gebärmutter entzündet und geschwollen sei. Freia hatte jedoch weder Ausfluß noch Fieber - etwas ungewöhnlich für eine Gebärmutter-Vereiterung. Der Chefarzt sagte, daß eine sofortige Operation - Entfernung der Gebärmutter - erforderlich sei. Ich mußte Freia in der Klinik zurücklassen.

Noch am Abend erhielt ich einen Anruf aus der Klinik, daß die Operation gut verlaufen sei. Freia sei bereits wieder beim Aufwachen. Ich solle am Sonntag gegen 13 Uhr anrufen, ob ich sie holen könne. Nun konnte ich beruhigt schlafen.

Genau um 13 Uhr rief ich an und erfuhr, daß alles in Ordnung sei. Ich könne Freia um 16 Uhr in Empfang nehmen. Natürlich war ich pünktlich. Freia sah zwar etwas mitgenommen aus, aber sie hielt den Kopf hoch und blinzelte mich an. Als ich sie ansprach, wedelte sie aufgeregt mit dem Schwanz. Sie war offensichtlich froh, daß es nun wieder nach Hause ging. Doch irgendetwas war seltsam. Als ich sie ansah, hatte ich den Eindruck, sie blicke durch mich hindurch.

Natürlich konnte Freia jetzt nicht in die Küche zu den anderen Hündinnen zurück, die ihr bestimmt den Tampon über der Wundnaht abgerissen hätten. Freia wurde also in meinem Computerraum - der bei Bedarf auch als Deck- und Wurfzimmer dient - bei ihrem Urenkel Nero untergebracht. Um ständig in der Nähe von Freia zu sein, hatte ich die Matratze aus meinem Klapp-Bett herausgenommen und auf den Fußboden gepackt. Freia hatte sich in unsere Welpen-Hütte zurückgezogen und döste vor sich hin oder schlief sogar. Nero dagegen war unbändig und kaum zu halten; er wollte ständig zu seiner Urgroßmutter. Ich mußte ihn dauernd festhalten, damit Freia ihre Ruhe hatte. An Schlaf war daher bei mir kaum zu denken.

Gegen Mitternacht hörte ich ein Geräusch. Freia war aufgewacht, hatte die Hütte verlassen und schlabberte eine große Menge Wasser. Dann verschwand sie wieder in der Hütte und schlief weiter. Nach einer Stunde merkte ich, daß sie wieder aus der Hütte kam und unter meine Bettdecke kroch. Sie suchte sich einen Platz um Fußende und schlief dann an. Ich hörte sie hin und wieder leise schnarchen.

Mich beunruhigte, daß sie trotz der geschluckten Wassermenge keine einzige Pfütze gemacht hatte. Wir hatten Zeitungspapier ausgelegt, aber alles blieb trocken. In mir keimte der Verdacht, daß ein Versagen der Nieren vorliegen könnte. Um 4 Uhr schlief ich dann doch ein und hatte wirre Träume. Um 5 Uhr hörte ich ein polterndes Geräusch. Nero, der zuvor in meiner Kniekehle geschlafen hatte, war aktiv geworden und wollte die Kissen und Decken in unserer Welpenhütte zerkleinern. Ich holte ihn aus der Hütte heraus, sagte ihm, daß es das nicht machen dürfe, und sah dann nach Freia. Diese lag immer noch am Fußende unter der Bettdecke, doch ringsherum war alles naß. Hatte sich endlich ihre Blase entleert oder hatte sie das Wasser wieder ausgebrochen oder hatte sie nur das Laken naßgeleckt? Ich schob sie ein Stück weiter auf eine trockene Stelle. Als ich sie ansprach, wedelte sie müde etwas mit dem Schwanz.

Am Montagmorgen lag Freia noch immer an der gleichen - trockenen - Stelle. Sie erschien mir sehr apathisch. Ich fuhr dann am Vormittag mit ihr zu unserem Tierarzt, da sowieso der Tampon über der Wundnaht entfernt werden sollte. Die Naht selber sah sehr gut aus; keine Spur einer Entzündung. Freia bekam ein Antibiotikum und ich fuhr wieder nach Hause. Sie nahm dann widerwillig ein Kügelchen Leberwurst mit einer halben Lanitop-Tablette sowie etwas Nutriplus (Kraftnahrung). Dann legte sie sich wieder auf die Seite und döste vor sich hin.

Nach dem Mittagessen stellten wir fest, daß Freia alles wieder herausgebracht hatte; das getrunkene Wasser, die Leberwurst und die Nutriplus-Paste. Ich rief sofort bei der bewußten Kleintier-Praxis an und berichtete über den Verlauf nach der Operation. Der Chefarzt, der Freia operiert hatte, sagte, sie müsse für ein paar Tage an den Tropf gehängt werden, damit sich ihr Zustand wieder stabilisiere. Ich machte mich daraufhin sofort auf den Weg zur Klinik. Im Wartezimmer nahm ich Freia aus dem Transportbehälter und setzte sie auf meine Knie. Sie erhob den Kopf. Von den anderen Wartenden wurde sie wegen ihres schönen Fells und ihrer Fellzeichnung maßlos bewundert. Dann wurde ich in das Behandlungszimmer gerufen.

Der Chefarzt und eine Assistenzärztin waren anwesend. Ich setzte Freia auf den Behandlungstisch und schilderte meine Eindrücke. Der Chefarzt sah sich Freias Zahnfleisch an und wurde sehr ernst. Das Zahnfleisch war nicht - wie normal - rosa, sondern fast weiß mit einem Stich ins Gelbliche. Auch die Zunge war nicht rosa, sondern grau. Der Arzt sagte, daß zuerst eine Blutuntersuchung durchgeführt werden müsse.

Der Arzt führte vorsichtig eine Kanüle in die Vene der rechten Vorderpfote ein. Die Kanüle füllte sich langsam mit dunkelrotem venösen Blut. Freia hatte ihren Kopf erhoben. Doch plötzlich fiel ihr Köpfchen zur Seite und ihre weißgraue Zunge hing auf einmal weit aus ihrem halbgeöffneten Fang. Der Arzt reagierte sofort und spritzte eine kleine Dosis Atropin. Die Muskeln reagierten, aber es war kein Atem mehr vernehmbar. Der Arzt führte noch den Schlauch eines Beatmungsgerätes in die Luftröhre ein und versuchte, den Atem wieder in Gang zu bekommen, aber ohne Erfolg. Im Stethoskop war kein Herzschlag mehr zu hören. Ihr Muskeln erschlafften, doch es trat kein Blaseninhalt aus. Die Blase mußte leer gewesen sein. Sie muß an Nierenversagen gestorben sein.

Es war Montag, der 2. September 2002, gegen 17 Uhr. Freia wurde 10 Jahre und 11 Monate alt. Sie ist drei Wochen vor ihrem 11. Geburtstag gestorben.

 

Freia
Eines der letzten Fotos vom 31.8.2002

 


Fall 5: Normas und Lohengrins Wurf
Zwei Welpen starben am 3.8.2003 in der Tierarztpraxis den Narkosetod;
der letzte überlebende Welpe starb am 21.8.2003

Am 4. und 5. August 2003 hatten wir unsere Norma (geb. 14.6.2001) mit unserem Lohengrin (geb. 15.2.2000) verpaart. Beide Hunde waren im besten Alter. Wir versprachen uns von dem Wurf eine ganze Menge. Die Tragezeit verlief ohne Komplikationen.

Am 2. August 2003, spät abends, war es dann soweit. Als erster Welpe kam um 21.00 Uhr eine relativ kräftige Hündin - leider in Steißlage. Doch das Herauspressen ging sehr langsam; die Geburtswege waren offensichtlich noch zu eng. Die kleine Hündin strampelte etwas mit den Hinterbeinen, sodaß die Fruchtblase aufriß und das Fruchtwasser herauslief. Nun war es allerhöchste Zeit, die Hündin herauszuziehen. Doch es ging nicht, Kopf und Schultern saßen fest. Ich versuchte immer wieder, zu ziehen und hatte auch schließlich Erfolg. Doch für die kleine Hündin war es bereits zu spät. Die Nabelschnur war abgeklemmt. Ich versuchte noch, sie mit Respirot ins Leben zu holen, aber sie reagierte nicht mehr. Ihr Gewicht betrug 190 g.

Nach einer Stunde kam ein winzig kleiner Rüde (in Kopflage) an, ohne daß ich Hilfestellung leisten mußte. Ich trocknete ihn ab und setzte ihn an eine von Normas vollgefüllten Zitzen. Der Kleine begann sofort, zu saugen. Norma leckte ihn sauber und massierte ihm den Bauch. Sein Geburtsgewicht betrug 101 g. Doch er war lebendig und ernergisch.

Doch dann passierte nichts mehr. Norma hatte zwar einige Preßwehen, aber es kam kein Fruchtwasser. Als nach drei Stunden noch keine Änderung der Situation erkennbar war, mußte etwas geschehen. Leider waren unsere Stamm-Tierärzte an diesem Wochenende gerade verreist, sodaß ich die Tierarzpraxis in der Stadt in Anspruch nehmen mußte. Ich rief also dort an, schilderte die Situation und sollte dann auch gleich kommen.

Meine Frau fuhr mit und paßte während der dreiviertelstündigen Fahrt auf Norma und den Kleinen auf. An der Tierarztpraxis angekommen mußten wir erst einmal eine Viertelstunde auf der Straße warten, bevor wir von einer offensichtlich völlig verschlafenen Assistentin eingelassen wurden (obwohl wir vorher telefonisch den Zeitpunkt unseres Eintreffens durchgegeben hatten). Eine Röntgenaufnahme wurde gemacht. Es waren zwei (vielleicht auch drei) Welpen zu erkennen. Dann erst wurde die diensthabende Ärztin angerufen, die dann nach einer weiteren halben Stunde erschien.

Die Ärztin entschied: Wir machen einen Kaiserschnitt. Die Helferin fragte uns: "Soll die Gebärmutter drinbleiben?" Wir waren beide über die Frage ziemlich verblüfft und antworteten sofort: "Natürlich soll die Gebärmutter drinbleiben!" Dann wurde der Hündin ein Narkosemittel intravenös gegeben. Sie schlief sofort ein. Wir wurden aus dem Behandlungszimmer geschickt und sollten draußen warten.

Wir waren über diese Vorgehensweise etwas überrascht; vor allem deshalb, weil kein Versuch gemacht wurde, mit Hilfe eines wehenfördernden Medikaments die Welpen ohne Operation ans Tageslicht zu bringen. Und dann wunderten wir uns, daß wir beide hinausgeschickt wurden. Von unserer Stamm-Tierarztpraxis kannte ich es nur so, daß die Besitzer bei einer Kaiserschnitt-Operation im Behandlungsraum anwesend bleiben, um sich sofort um die Versorgung der Welpen kümmern zu können (trockenreiben, massieren), während sich zwei Tierärzte um die Mutterhündin kümmern.

Im Hinblick auf die Überlebenschancen der Welpen bei einer Kaiserschnitt-Geburt ist Schnelligkeit das allerhöchste Gebot. Das Narkosemittel wandert durch die Gebärmutterwand in den Blutkreislauf der Welpen. Je kürzer die Narkoseeinwirkung ist, umso weniger wird der Welpe in seiner späteren Entwicklung gehemmt. Dauert die Narkoseeinwirkung zu lange, stirbt der Welpe den Narkosetod.

Es dauerte länger als eine halbe Stunde, bis sich die Tür öffnete und die Tierarzthelferin uns zwei Welpen in die Hand drückte. Es handelte sich um einen Rüden mit wunderschönem tiefrotem Brand und um eine etwas dunklere Hündin. Die Helferin sagte fröhlich und munter, die Welpen hätten schon einen Ton von sich gegeben und hätten auch schon getrunken. Doch tatsächlich gaben die Welpen kaum Lebenszeichen von sich. Alles Massieren und Bewegen half nichts. Der Herzschlag wurde immer schwächer und immer langsamer. Als dann die Helferinin wieder aus dem Behandlungszimmer herauskam, sagte sie "reiben, reiben". Wir entgegneten ihr, daß die Welpen ja kaum noch atmeten. Daraufhin nahm sie die Welpen wieder ins Behandlungszimmer.

Dann bekamen wir unsere narkotisierte Hündin, deren Herzschlag ebenfalls sehr schwach und extrem langsam war, zurück. Sie war offensichtlich übernarkotisiert. Wir fragten, was mit den beiden Welpen sei und hörten, daß sie nun tot seien. Wir verlangten die Welpen heraus - was der Tierärztin und der Assistentin sichtlich unangenehm war - und fuhren sehr bedrückt mit Norma und dem kleinen Welpen, der noch bei uns zu Hause geboren worden war, im Morgengrauen nach Hause.

Die folgenden Stunden wurden dadurch bestimmt, daß Norma und der kleine Rüde nicht aus den Augen gelassen werden durften. Bei Norma mußten wir darauf achten, ob sich ihr Zustand nicht verschlechtert. Bei dem kleinen Rüden, den wir "Pelléas" nennen wollten, mußten wir darauf achten, daß er genug Milch bekam und nicht an einer Stelle saugte, wo Blut aus der Hündin kam. Doch die Probleme kamen sehr bald. Die Milch wurde weniger. Der kleine Rüde wurde müde und schlapp; offensichtlich war das Narkosemittel auch in die Muttermilch gelangt. Norma wachte langsam auf, war aber extrem apathisch.

Wir begannen nun mit der Flaschenfütterung des kleinen Rüden. Er trank und wurde wieder munterer. Doch um Norma machten wir uns große Sorgen. Ihre Milch versiegte und die Zitzen wurden fest, hart und rot. Wir mußten unseren Haus-Tierarzt aufsuchen, der dann mittels Injizierung eines Hormonpräparates die Milch wieder zum Fließen brachte. Aber es war viel zu wenig, was da kam. Sollte der Kleine nicht verhungern, mußten wir stündlich eine Flaschenfütterung vornehmen.

Zur Entfernung des Tampons sollte ich eigentlich wieder zu der Tierklinik fahren. Aber das schaffte ich schon selbst. Ich sah nun zum ersten Mal die eigentliche Operationsnaht und bekam einen Schreck. Links und rechts von der Naht befanden sich zwei dicke rote Beulen, etwa von der Größe einer großen gelben Erbse. Ich fuhr wiederum zu unserem Stamm-Tierarzt, der über diese Entwicklung sehr besorgt war. Die Verabreichung von Antibiotika war unumgänglich, wenn wir das Leben der Hündin retten wollten. Doch welche Auswirkungen würde das auf den Welpen haben?

Dann brach eine der Beulen, die inzwischen bohnengroß geworden war, auf und es kam eine wässrig-eitrige Flüssigkeit heraus. Wir tupften alles ab, damit der Kleine nichts davon abbekommen sollte. Ein paar Tage später brach auch die andere Beule auf. Mehrere Tage lang kam diese Flüssigkeit aus den beiden Beulen aus. Wir mußten ständig darauf achten, daß der Welpe nicht an den Beulen saugte.

Norma war nach wie vor sehr apathisch. Der Welpe nahm nicht zu. Wir fütterten stündlich - rund um die Uhr - mit Welpenmilch, doch langsam ließ sein Appetit nach. Er wollte nicht mehr schlucken.

Er starb am Morgen des 21.8.2003. Er war 18 Tage alt geworden und wog gerade einmal 145 g. Er hatte gegenüber seinem Geburtsgewicht somit nur 35 g zugenommen.

Es dauerte noch viele Wochen, bis die Beulen flacher wurden und schließlich zuheilten. Und erst nach einem halben Jahr hatte Norma wieder ihr Normalgewicht annähernd erreicht.

Norma

 


Fall 6: Lohengrin von der Musenhöhle
geboren am 15.2.2000
gestorben in der Tierarztpraxis am 11.6.2004

Ich weise ausdrücklich darauf hin, daß es auch bei diesem Bericht um Tatsachen geht. Schlußfolgerungen und Vermutungen sind deutlich als solche gekennzeichnet.

Lohengrin und Guntram
Lohengrin (links) und Guntram (vorn)

Am Donnerstag, dem 10. Juni 2004, entdeckte ich in dem Raum, in dem sich unsere Rüden Guntram und Lohengrin aufhalten (bzw. aufhielten) ein hellbraunes Durchfallhäufchen. Von welchem der beiden Rüden diese Hinterlassenschaft stammte, war zunächst nicht festzustellen. Nach dem Mittagsmahl begann Lohengrin zu würgen und brachte alles wieder heraus. Dann lief er in den Vorgarten und fraß Gras. Daß er dann das Gras nach einer Weile wieder herausbrachte, war normal. Doch er war dabei munter, sprang an meiner Frau und mir hoch und bellte kräftig.

Nach ein paar Stunden fing Guntram ein lautes Gebell an. Lohengrin war unter dem Schrank verschwunden und kam erst wieder hervor, als wir ihn riefen. Am Abend nahm er ein paar Hunde-Kroketten zu sich und trank eine große Menge Wasser. Auch das war noch kein direktes Alarmzeichen. Sein Körper fühlte sich warm an und seine Nase war schön kalt. Sein Bauch fühlte sich weich an.

Am nächsten Morgen - es war Freitag, der 11. Juni 2004 - war Lohengrin nicht sichtbar. Meine Frau suchte ihn überall; sie fand ihn schließlich unter einem Schrank ganz hinten in der Ecke. Er kam nicht von allein aus der Ecke vor, sondern meine Frau mußte ihn regelrecht herausziehen. Dabei bemerkte sie, daß er ganz offensichtlich Untertemperatur hatte. Sie alarmierte mich sofort. Ich ließ alles stehen und liegen und fuhr - unrasiert und ohne gefrühstückt zu haben - zu unserer Stamm-Tierarztpraxis. Unser Tierarzt stellte eine Temperatur von nur etwas mehr als 36° fest. Darmgeräusche waren nicht zu hören. Es bestand Verdacht auf Darmverschluß.

Da unser Stamm-Tierarzt keine Röntgenanlage besitzt, empfahl er mir, mit Lohengrin sofort in die nächste größere Tierarztpraxis zu fahren, um dort die Ursache für seinen Zustand feststellen zu lassen. Der Tierarzt wollte inzwischen diese Tierarztpraxis telefonisch über die Situation unterrichten.

Während der Fahrt würgte der Hund zweimal etwas Schleim heraus, der entsetzlich stank. Der Schleim stammte also eindeutig aus dem Darm. Und im Darm mußte etwas Schlimmes passiert sein.

Das Wartezimmer in der Tierklinik war voll. Bei der Anmeldung sagte ich, daß es sich um einen Notfall handele; unser Stamm-Tierarzt habe den dingenden Verdacht auf Darmverschluß. "Oh!" sagte die Tierarzthelferin der Anmeldung. Dann suchte sie aus aus der Computer-Datenbank der Tierklinik meine Daten und die des betreffenden Hund heraus und sagte, ich solle mit dem Hund im Wartezimmer platznehmen.

Es dauerte und dauerte. Kurz nach mir kamen noch zwei Personen mit ihren Tieren. Lohengrin brachte noch ein paarmal etwas stinkenden Schleim heraus; ansonsten lag er apathisch in unserer Transportbox und wurde zusehends schwächer. Schließlich waren zwei Stunden seit meinem Eintreffen in der Tierklinik vergangen. Ich war der Einzige, den man noch warten ließ; die Leute, die nach mir - offensichtlich mit Bagatellsachen - gekommen waren, hatte man vorgezogen.

Nachdem der letzte Bagatellfall abgearbeitet war, dauerte es noch länger als eine Viertelstunde, bis ich schließlich in das Haupt-Behandlungszimmer gerufen wurde. Ich schilderte dem Chefarzt und Klinikinhaber die Symptome, woraufhin dieser sagte: "Oh, das sieht aber garnicht gut aus! Jetzt werden wir erst einmal eine Röntgenaufnahme machen."

Doch ehe es soweit war, verging wieder mindestens zwanzig Minuten. Dann erschien endlich eine Assistentin; die Aufnahme wurde endlich gemacht und entwickelt. Schließlich kam der Chefarzt und sagte, daß auf der Aufnahme nichts zu sehen sei. Im Darm befände sich kein Fremdkörper. Die Symptome könnten auch eine organische Ursache haben. Wenn man jetzt einfach den Bauch aufmache, ohne zu wissen, was es sei, könne das für den Hund das Ende bedeuten.

Ich erinnerte den Chefarzt eindringlich an den nunmehr sechs Jahre zurückliegenden Fall unseres Rüden Igor, bei dem damals auf der Röntgenaufnahme auch nichts zu sehen gewesen war. Daraufhin gab der Chefarzt einer Assistentin Anweisung, dem Hund ein Kontrastmittel einzuflößen. Wenn das Kontrastmittel nicht durch den Darm wandere, werde er den Hund operieren. Ich könne beruhigt nach Hause fahren und solle nach 18 Uhr anrufen. Ich streichelte Lohengrin, der mich mit ängstlichem Blick ansah, noch einmal und fuhr dann schweren Herzens los. Ich ahnte bereits, daß ich ihn nicht lebend wiedersehen würde.

Um 18.15 Uhr rief ich in in der Tierklinik an. Die Assistentin sagte mir, daß der Doktor noch nicht fertig sei. Ich solle in etwa 20 Minuten noch einmal anrufen.

Um 18.40 Uhr rief ich wieder an. Nach einigen Warteminuten war der Chefarzt am Telefon und sagte mir, daß ich recht gehabt hätte. Der Darm sei voller Textilfasern gewesen. Er habe den Darm an zwei Stellen öffnen müssen, um die Fasern zu entfernen. Auf meine Frage, wie Lohengrins Zustand jetzt sei, meinte der der Arzt: "Er schläft jetzt." Meine Frage nach dem Kreislauf wurde so beantwortet: "Der Kreislauf ist stabil; die Körpertemperatur ist wieder auf den Normalwert gestiegen. Er hängt jetzt am Tropf."  Der Tierarzt sagte weiter, daß der Hund wohl vier Tage in der Klinik bleiben müsse. Ich war zunächst erleichtert. Doch dann kam eine sehr merkwürdige Andeutung. Der Arzt erklärte, daß infolge der Untertemperatur andere Organe - wie die Leber oder die Nieren - geschädigt sein könnten.

Die ganze Nacht über mußte ich an Lohengrin denken. Ich fragte mich, warum der Chefarzt diese merkwürdigen Andeutungen hinsichtlich einer Schädigung der Leber oder der Nieren gemacht hatte.

Am nächsten Tag - es war Sonnabend, der 12. Juni 2004 - rief ich um 12.15 Uhr in der Tierarztpraxis an. Die Helferin in der Anmeldung bat mich, zu warten. Ich würde gleich Auskunft bekommen. Nach etwa 10 Minuten meldete sich die Assistentin. Sie sagte mir:

"Er hat es nicht geschafft. Er ist in der Nacht gestorben."

Dann fragte sie mich, was mit dem Hund geschehen solle. Ich antwortete, daß ich ihn abholen werde.

Ich fuhr dann zur Tierarzpraxis. Zunächst mußte ich eine knappe Viertelstunde warten, bis mir geöffnet wurde. Die Helferin brachte mir dann meine Transportbox mit dem toten Hund. Sie sagte mir, der Hund habe "sehr lange geschlafen". Dann verschwand sie in den hinteren Räumen und holte eine Plastiktüte, in der sich ein seilartig verflochtenes Gewirr von dicken bunten Textilfasern befand. Es waren offensichtlich Fransen von einer Decke. Die Helferin sagte, das habe der Hund im Darm gehabt.

Jetzt wurde ich mißtrauisch. Ich fragte die Assistentin ganz direkt, ob Lohengrin überhaupt aus der Narkose aufgewacht sei. Sie sagte: "Nein." Jetzt begriff ich, daß ich angelogen wurde. Erst hieß es doch, der Hund habe "sehr lange geschlafen". Und wenn jemand geschlafen hatte, bedeutet das in unserem Sprachgebrauch, daß er nach dem Schlaf wieder aufgewacht war. Und nun war er auf einmal nicht wieder aufgewacht.

Als ich wieder zu Hause angekommen war, nahm ich den Hund aus der Transportbox und sah ihn mir genau an. Zu meiner allergrößten Überraschung mußte ich feststellen, daß über der eigentlichen Operationsnaht keine Entlastungsnaht gelegt worden war.

Heutzutage wird nahezu bei jeder Bauchoperation ein Tampon über die Operationsnaht gelegt, und dann zieht man die Bauchhaut von beiden Seiten über den Tampon und vernäht sie mit ein paar Stichen. Dadurch wird die eigentliche Operationsnaht völlig entlastet und die Bauchdecke kann in Ruhe wieder zusammenwachsen. Der Tampon wird nach ein paar Tagen herausgezogen. Die Fäden werden dann am 9. oder 10.Tag entfernt.


Soweit also die Tatsachen. Was jetzt folgt, sind Schlußfolgerungen und Vermutungen.

1.) Der Verzicht, eine Entlastungsnaht anzubringen, spricht dafür, daß der Hund bereits während der Operation gestorben war.

2.) Das mir gezeigte bunte Textilfasernbündel stammt wahrscheinlich nicht aus Lohengrins Darm, denn Lohengrin war immer nur mit fransenlosen braunen oder grauen Decken in Berührung gekommen.

3.) Die Tatsache, daß mit der Operation des Hundes, den ich am Vormittag gegen 10.30 Uhr in die Tierarztpraxis gebracht hatte, bis abends um 18.00 Uhr gewartet wurde, obwohl der dringende Verdacht auf Darmverschluß dem Chefarzt bekannt und bewußt war, führt zu dem Schluß, daß man den Hund bewußt sterben ließ. Oder er war schon viel früher gestorben.


Eigentlich wollte ich nach dem letzten Debakel vom 3. August 2003 - eine Kaiserschnitt-Geburt mit dem offensichtlich schlimmsten nur denkbaren Fehlverhalten der operierenden Ärztin - diese Tierarztpraxis nie mehr betreten. Doch da es bei Darmverschluß praktisch auf jede Minute ankommt, wollte ich den Hund nicht den Qualen einer zwei- bis dreistündigen Fahrt zur nächstgelegenen Universitäts-Tierklinik in Leipzig aussetzen. Ich hatte selbst im Jahre 1997 einen eingeklemmten Leistenbruch und weiß daher aus Erfahrung, was für Effekte und für höllische Schmerzen bei einem Darmverschluß auftreten.

Hätte ich geahnt, daß mit der Operation des Hundes erst ca. 7 Stunden nach der Ankunft in der Klinik begonnen würde und der Hund in dieser langen Zeit die stärksten vollstellbaren Schmerzen erdulden mußte, wäre ich stattdessen sofort nach Leipzig gefahren. Dann wäre der Hund wahrscheinlich noch am Leben. So wurde er nur 4 Jahre und 4 Monate alt. Eine Chance für die Kurzhaar-Zwergteckelzucht ging damit für immer verloren.

Was ich nicht verstehe, ist der Umstand, daß der behandelnde Tierarzt - der jetzige Inhaber und Chefarzt der Einrichtung - aus seiner Erfahrung vom 29.6.1998 mit unserem Igor offensichtlich nichts gelernt hat. Am 29.6.1998 hatte genau derselbe Tierarzt mit der Operation Igors viele - zu viele - Stunden gezögert, bis Teile des Darmes schließlich abgestorben waren und der Hund keine Überlebenschance mehr hatte.

Bei unserem Lohengrin waren die Symptome genau die gleichen. Und wieder wurde kostbare Zeit verschenkt, bis es schließlich zu spät war. Das Verhalten dieses Tierarztes ist nicht nachvollziehbar. Es ist als schlimmste Tierquälerei zu bewerten.


Am 18.6.2004 erhielten wir die Rechnung der Tierklinik:



Die Rechnung nicht zu bezahlen bzw. gegen die Rechnung anzugehen, wäre aussichtslos gewesen. Es wäre in jedem Fall zu einem Gutachterprozeß gekommen, und einen Gutachter - also ebenfalls einen Tierarzt - zu finden, der gegen einen Kollegen aussagt, ist in diesem unserem Staate so gut wie unmöglich. Wir haben einen für die Zucht sehr wertvollen vierjährigen Deckrüden mit bester Abstammung verloren und durften auch noch 202,78 € an die Tierarztpraxis bezahlen.

Ich betrete diese Einrichtung nie wieder!