Giacomo Meyerbeer
5.9.1791 Tasdorf b. Berlin - 2.5.1864 Paris

Der große Komponist Giacomo Meyerbeer (eigentlich Jakob Liebmann Meyer Beer) lebte von 1791 bis 1861. Geboren wurde er in Tasdorf östlich von Berlin (bei Rüdersdorf) in einem Reisewagen, mit dem seine Mutter Amalie Liepmann Beer, eine Tochter des Liepmann Meyer Wulff, von Berlin nach Frankfurt/Oder unterwegs war; er starb in Paris im Jahre 1861. Er stammte aus einer sehr wohlhabenden Familie. Sein Vater Jacob Herz Beer (1769 - 1825) war Zuckerfabrikant und Bankier. Jakob wurde frühzeitig unter Leitung von Franz Seraphinus Lauska (1764 - 1825), zeitweilig auch von Muzio Clementi zum Pianisten ausgebildet und trat als solcher bereits im Alter von neun Jahren an die Öffentlichkeit. Seine späteren Kompositionsstudien leiteten der Kapellmeister B. A. Weber , Carl Friedrich Zelter und ab 1810 der Abbé Vogler in Darmstadt, wo Carl Maria von Weber sein Mitschüler war. Zu jener Zeit komponierte er kirchenmusikalische Werke verschiedener Art sowie eine Kantate "Gott und die Natur". Ab 1810 zog er die Nemen Meyer und Beer zusammen und nannte sich Meyerbeer

Während seiner Studienzeit u. a. bei Zelter war er auch Mitglied in der Berliner Sing-Akademie. Er komponierte zahlreiche Opern, die leider heutzutage kaum noch jemand kennt. Seine erste Oper - Jephthas Gelübde - wurde in 1812 in München uraufgeführt. Er schrieb noch eine ganze Reihe Opern, ohne jedoch einen durchschlagenden Erfolg zu haben. 1824 verband er sich in Paris mit dem bedeutenden Schriftsteller Eugène Scribe. Von ihnen beiden stammte die Oper Robert der Teufel, die 1831 uraufgeführt und ein Riesenerfolg wurde und selbst die beiden gefeierten Meister jener Tage, Rossini und Auber, zeitweise verdrängte. Das nächste Werk, dessen Dichtung ebenfalls von Eugène Scribe stammte, war die Oper Les Huguenots (Die Hugenotten), 1836 in Paris uraufgeführt. 1842 wurde Meyerbeer vom König von Preußen als Nachfolger Gaspare Spontinis zum Generalmusikdirektor ernannt, doch trug die Stelle fast den Charakter eines Ehrenamtes. Auf das damit verbundene Gehalt verzichtete Meyerbeer zu Gunsten der Kapelle. An Kompositionen folgten jetzt "Ein Feldlager in Schlesien", zur Einweihung des Berliner Opernhauses geschrieben und 1844 zuerst aufgeführt, dann die Musik zum Trauerspiel "Struensee" sowie seine dritte große Oper "Der Prophet", die 1849 in Paris uraufgeführt wurde. Während er in Paris die Aufführung seiner vierten großen Oper "Die Afrikanerin" vorbereitete, starb er plötzlich am 2. Mai 1864. Die Leiche wurde testamentarischer Bestimmung gemäß zur Bestattung auf dem jüdischen Friedhof an der Schönhauser Allee nach Berlin gebracht. Meyerbeer hinterließ ein fürstliches Vermögen, welches er testamentarisch zur freigiebiger Unterstützung unbemittelter Kunstgenossen verwendete.


Werkverzeichnis (Auswahl)

Jephtas Gelübde, München 1812
Wirth und Gast
oder Aus Scherz Ernst, Hoftheater, Stuttgart 1813
Die beiden Kalifen
(Umarbeitung von Wirth und Gast), Wien 1814
Romilda e Costanze,
Teatro Nuovo, Padua 1817
Semiramide riconosciuta,
Teatro Regio, Turin 1819
Emma di Rosburgo,
Teatro San Benedetto, Venedig 1819
Margherita d'Anjou, Teatro alla Scala, Mailand 1820
L'Esule di Granata,
Teatro alla Scala, Mailand 1822
Il Crociato in Egitto (Der Kreuzritter in Ägypten),
Teatro La Fenice, Venedig 1824
Robert le diable (Robert der Teufel),
Opéra, Paris 1831
Les Huguenots (Die Hugenotten),
Opéra, Paris 1836
Ein Feldlager in Schlesien,
Hofoper, Berlin 1844
Vielka
(Umarbeitung von Ein Feldlager in Schlesien), Wien 1847
Le Prophète (Der Prophet),
Opéra, Paris 1849
L'Ètoile du Nord (Der Nordstern),
Opéra-comique, Paris 1854 (mit sechs Musik-Nummer aus Ein Feldlager in Schlesien)
Dinorah ou Le Pardon de Ploermel,
Opéra-comique, Paris 1859
L'Africaine (Die Afrikanerin),
Opéra, Paris 1865 (posthume Aufführung)

Andere Werke

Gott und die Natur, Lyrische Rhapsodie, Königliches Nationaltheater, Berlin 1811
Klarinettenquintett
in Es-dur, 1813
Gli Amori di Teolinda,
dramatische Kantate, 1815
Fantasie
für Klarinette und Streichquartett, wohl 1839
Pater noster für gemischten Chor, 1857
Festmarsch zu Schillers Geburtstag,
1859
Krönungsmarsch
für 2 Orchester, zur Krönung Wilhelms I. von Preußen, 1861
Festouvertüre
zur Londoner Weltausstellung 1862
Vier Fackeltänze
für königliche Hochzeiten
Lieder, u.a. Le chant du berger (mit Klarinette)
Der 91. Psalm
(Trost in Sterbensgefahr) für achtstimmigen gemischten Chor 1853


Meyerbeers Werk war sehr bedeutend für die Weiterentwicklung der Großen Oper. Dadurch war er ein Vorbild für den jungen Richard Wagner (deutlich zu erkennen in "Die Feen", "Rienzi" und "Tannhäuser"). Aber auch bei Giuseppe Verdi ist des öfteren das große Vorbild Meyerbeer zu erkennen, besonders in "Nabucco", "Don Carlos", "Macht des Schicksals", "Aida" und "Othello". Und auch sein Requiem weist den Einfluß von Meyerbeers Stil auf.

Es wäre sehr wünschenswert, daß sich die "Macher" der Opernspielpläne wieder an diesen großen Komponisten erinnern.