Die DTK-Gruppe Berlin V

Nachdem meine Mutter und ich durch Frau Fritze die beiden Welpen Robby und Ruschelmieze von der Warthebrücke vermittelt bekommen hatten und wir den Kontakt mit den Teckelleuten aufrechterhalten wollten, entschlossen wir uns beide, dem Deutschen Teckelklub beizutreten. Frau Fritze hatte mir bereits einiges Informationsmaterial und zwei Beitrittsanträge gegeben. Meine Mutter und ich traten nun der Gruppe Berlin V im Deutschen Teckelklub bei.


Ausschnitt aus der Vereinszeitschrift DER DACHSHUND, Heft November 1982
Seite 298: "Zwischen Flensburg und Berchtesgaden" - Gruppenberichte / Neuaufnahmen -

Bald erhielten wir die erste Einladung zu einem Gruppenabend, und zwar in den Europa-Keller in der Otto-Suhr-Allee, ganz dicht am Ernst-Reuter-Platz.

Natürlich gingen wir hin, meine Mutter, meine Frau und ich. Robby und Ruschi gefiel die Umgebung überhaupt nicht. Es war eng, voll und sehr warm. Der Raum war sehr schmal und extrem lang und wurde von einem ebensolangen Tisch mit Stühlen drumherum vollkommen ausgefüllt. Was an dem einen Ende stattfand, konnte am anderen Ende kaum wahrgenommen werden. Sämtliche Leute - mit Ausnahme von Frau Fritze natürlich - waren uns unbekannt. Frau Fritze stellte meine Mutter, meine Frau und mich als neue Mitglieder der Gruppe Berlin V vor. Wir schüttelten dann einige Hände. Natürlich war es unmöglich, sämtliche Namen zu behalten; wir hörten nur, daß immer von einer Frau Becker gesprochen wurde, die offensichtlich die wichtigste Person in der Gruppe zu sein schien. Frau B. war jedoch nicht da; sie machte dem Vernehmen nach Ferien.

Diese Familie B. lernte ich dann beim nächsten Gruppenabend kennen. Sie hatten vier Hündinnen mitgebracht, die Candy, Erle, Flori und Goldi   gerufen wurden. Candy war schwarzrot; die anderen waren rot. Neben Familie B. saß eine Dame mit einem größeren sehr schönen roten Kurzhaar-Rüden namens Gero. Auf der anderen Seite saß eine freundliche Dame mit einer jungen schwarzroten Kurzhaar-Zwerghündin, die "Julchen" gerufen wurde.

Dann folgte ein Vortrag über irgendetwas, was akustisch an unserem Ende des Tisches nicht zu verstehen war, einige Leute tafelten ausgiebig, tranken Bier und Jägermeister und unterhielten sich über Dinge, die wir nicht verstanden. Schließlich war die Sitzung beendet. Beim Aufbruch kam Herr B. zu uns, sah sich Robby und Ruschi mit mißmutigem Blick an und sagte, er finde es unverantwortlich, wenn Züchter ihre Welpen nicht richtig fütterten, nur damit sie klein blieben. Ich fand diese Bemerkung sehr befremdlich, doch ich bezog sie nicht auf unsere Hunde Robby und Ruschi, die wir in einem wirklich wohlgenährten Zustand in Uelzen im Empfang genommen hatten. Frau B. sah sich unsere Hunde mit einem noch mißmutigerem Blick an, sagte jedoch nichts. Dagegen kamen wir mit ihrer Begleiterin - der Julchen-Besitzerin - , die sich als Gisela H. vorstellte, schnell in Kontakt. Wir erfuhren, daß Julchen eigentlich Grille von Kaymen hieß und die Wurfschwester von Gero und Goldi war. Die Vierte aus dem Wurf - Gina von Kaymen - sollte ich auch bald kennenlernen. Diese Hunde waren am 31.5.1982 zur Welt gekommen und waren somit nur fünf Wochen älter als Robby und Ruschi.

Die späteren Gruppenabende fanden dann in einem anderen Lokal statt, und zwar in der "Olive" in Berlin-Charlottenburg am Tegeler Weg Ecke Bonhoeffer-Ufer. Das Lokal hatten einen geräumigen Vereinsraum mit eigenen Eingang von der Seite aus. Der Vereinsraum war wesentlich breiter als im Europa-Keller. In der Mitte des Raumes befand sich eine Reihe von Säulen aus Holz. Unten waren die Säulen merkwürdig verfärbt. Offensichtlich hatten schon Generationen von Hunden gegen diese Säulen gepinkelt. Die Hunde fühlten sich jedenfalls dort wohl, denn wo gab es sonst ein Lokal mit fest eingebauten "Stammbäumen" ? Wir lernten nach und nach die Vorstandsmitglieder und die aktiven Mitglieder der Gruppe kennen, die zu jedem Gruppenabend kamen. Seltsam war nur, daß sich immer dieselben Leute zusammensetzten. Wir versuchten natürlich, mit Familie Becker in engeren Kontakt zu kommen, doch das gelang nicht. Mehrmals wollten wir uns an den Tisch setzen, wo Familie B., Frau H. und Frau N., die Besitzerin von Gero, Platz genommen hatten, doch dann sagte Frau B. jedesmal, daß an diesem Tisch schon alle Plätze besetzt seien. Während des ganzen Abends wurden die freigehaltenen Plätze jedoch nicht besetzt. Beim nächsten Gruppenabend wiederholte sich dieses Spiel. Als wir das nächste Mal die ersten waren, setzten sich Frau und Herr B. demonstrativ an einen anderen Tisch. Wir zogen dann die Konsequenzen und setzten uns seitdem woanders hin.

Aber bei den anderen Mitgliedern stimmte auch nicht alles. Wir stellten fest, daß sich ein Teil der Mitglieder um eine gewisse Frau Karin Heinrich und einen Herrn Hartmut K. scharte. Und dann gab es noch eine kleinere Gruppe, die aus Frau Ingrid W. und ihrem Mann, dem Ehepaar Herbert und Lotte Engel, einem in der Gebrauchsarbeit sehr aktiven jungen Mädchen namens Manuela P. und einigen weiteren Mitgliedern bestand. Diese drei Fraktionen schienen sich nicht gegenseitig absolut nicht zu mögen. Für meine Mutter, meine Frau und mich war das eine merkwürdige Situation. Diejenigen, mit denen wir wegen der Kurzhaar-Hunde Kontakt pflegen wollten, wollten uns offensichtlich nicht akzeptieren. Da wir nichts über die Konflikte zwischen diesen Fraktionen und deren Ursachen, die offensichtlich schon länger zurücklagen, wußten, erschienen wir meist sehr früh zu den Versammlungen und überließen es den Anderen, ob sie sich zu uns setzen wollten oder nicht. Familie B. setzte sich jedoch niemals zu uns.

In Erinnerung ist mir noch die Weihnachtsfeier des Jahres 1982 in der "Olive". Der Vereinsraum war überfüllt; es war unerträglich heiß. Einige Mitglieder bestellten sich Gänsebraten. Die gelieferten Portionen waren nicht einmal so groß wie eine Hähnchenkeule. Dazu gab es einen Eßlöffel Grünkohl und drei Kartoffeln. Doch der Preis entsprach mindestens einer ganzen Gans. Und die Besteller schwärmten von der Qualität ihrer teuren Mini-Häppchen. Dann wurde über unwichtige Dinge geredet, die nichts mit Teckeln zu tun hatten, und schließlich ging man wieder auseinander.

Hin und wieder kam es doch zu einem Gespräch zwischen Frau B. und uns. Ich hatte mich inzwischen schon etwas mit der Ahnenforschung beschäftigt und wies einmal auf die Verwandtschaft unserer Hunde hin. Frau B. wurde daraufhin äußerst unwirsch und bestritt energisch das Vorhandensein jeglicher Verbindungen zwischen den Warthebrücke- und den Kaymen-Hunden. Da packte mich der Ehrgeiz. Frau Fritze besaß eine große Stammbuchsammlung, und sie war so freundlich, mir einen Band nach dem anderen zu leihen, damit ich von den mich interessierenden Eintragungen Fotokopien machen konnte. Auch Frau Gertig-Reye, die Züchterin von Robby und Ruschi, half mir bei der Ahnenforschung. Sie hatte von einem Züchter in Holland, und zwar von Herrn J. Woltjer in Enschede, einmal ein Diagramm erhalten, das aus konzentrischen Kreisen mit 1024 Sektoren bestand, auf dem die Vorfahren ihres Rüden Valentino de Lanzoo eingetragen waren. Ich setzte mich also hin und begann, nach dem Woltjerschen Schema die Vorfahren von Robby, Ruschi und deren Wurfgeschwister einzutragen. Und bald hatte ich eine großartige Übersicht über die wichtigsten Blutlinien in der gesamten Kurzhaaarteckelzucht. Ich machte eine Fotokopie meines Abstammungsdiagramms und schickte sie Herrn B., der sich hocherfreut umgehend bei schriftlich bedankte. Das Verhältnis zu Frau B. verbesserte sich jedoch in keiner Weise. Als ich nochmals auf die nunmehr nicht mehr zu leugnende Verwandtschaft zwischen ihren Hunden und den Warthebrücke-Hunden anspielte, sagte sie verächtlich, daß sie das Warthebrücke-Blut auf ihrer Zucht "heraushaben" wollte. Warum, das hat sie mir nicht verraten. Einmal kam ein mißmutiger Vorwurf von ihr, warum wir unsere Hunde nicht bei ihr gekauft hätten. Ich gab ihr zur Antwort, daß sie zu der Zeit, als meine Mutter und ich schwarzrote Kurzhaar-Zwergteckel suchten, verreist war und außerdem garkeine schwarzroten Teckel zu dieser Zeit hatte.

Im März 1983 bekam ich von Frau Gertig-Reye einen sehr traurigen Brief. Sie teilte mir mit, daß ihre Hündin Amsel vom Täuberhorst - die Mutter von Robby und Ruschelmieze von der Warthebrücke - tot sei. Sie hatte Amsel mit ihrem Rüden Valentino de Lanzoo - dem Vater ihres Rüden Kuschipuschi von der Warthebrücke - verpaart, und diese Kombination hatte zu einer Katastrophe geführt. Alle vier Welpen, die große weiße Flecken im Fell wie Berner Sennenhunde hatten, waren nicht lebensfähig. Und der Tierarzt hatte nicht gemerkt, daß noch ein fünfter Welpe existierte. Amsel starb an einer Sepsis. Frau G. war völlig niedergeschmettert; sie hatte auf Amsel große Hoffnungen gesetzt. Da nun keines der Elternteile von Robby und Ruschi mehr lebte und wir die einzige Hündin aus diesem Wurf besaßen, entschloß ich mich, mit Ruschelmieze zu züchten, damit eine lange traditionsreiche Blutlinie nicht ausstirbt.

Dieser Entschluß sollte unser ganzes Leben entscheidend beeinlussen. Aber erst einmal mußte Ruschelmieze volljährig und bewertet sein, bevor wir mit ihr züchten durften. Und bis dahin hatten wir noch genügend Zeit, um einen passenden Deckrüden für sie zu finden.

Frau Fritze war so entgegenkommend, mir alle in ihrem Besiz befindlichen Stammbücher nacheinander leihweise zu überlasse, damit ich das, was mich interessierte, fotokopieren konnte. Ich war mehrmals in jeder Woche im Copy-Center am Wittenbergplatz und habe seitdem die Stammbücher des DTK ab 1939 entweder im Original oder die Kurzhaar-Teile in Fotokopie. Es entwickelte sich so ein sehr guter Kontakt zwischen uns.


Edith Fritze mit ihren Hunden Jolly und Bautz
Foto aus DTK-Stammbuch 1990, Nachrufe Seite 18

Frau Fritze hatte mehrere Funktionen inne: sie war nicht nur Vorsitzende (und Gründerin) der Gruppe Berlin V, sondern sie war auch Obfrau für das Ausstellungswesen in der Arbeitsgemeinschaft Berlin des DTK und sie war für die Welpenvermittlung der ARGE Berlin zuständig. Sie sprach von ihren Sorgen um den Bestand ihrer Gruppe. Es hätten sich drei Gruppierungen gebildet, die sich gegenseitig bekämpften. Und sie befürchtete, daß es zu einer Spaltung der Gruppe Berlin V kommen könnte. Ich fragte nach dem Grund für diese Spannungen, bekam aber nur zu hören, daß das "ganz alte Geschichten" seien. Mehr erzählte sie mir nicht.

Obwohl - oder vielleicht auch, weil - ich von diesen "alten Geschichten" nichts wußte, wurde ich bald in diese Auseinandersetzungen mit hineingezogen. Am 4. Juni 1983 rief mich Frau Fritze an. Sie wollte ganz schnell zwei Rundschreiben an die Mitglieder der Gruppe Berlin V versenden und bat mich, ganz schnell diese Rundschreiben zu drucken. Ich machte mich sofort auf den Weg, um die Vorlagen abzuholen. Bei der einen Vorlage handelte es sich um eine Einladung zum nächsten Gruppenabend am 12. und 18.6.1983. Das zweite Rundschreiben aber hatte den folgenden Inhalt:




Ich war über diesen Inhalt ziemlich verwundert. Frau Fritze erklärte mir, daß Frau B. die betreffenden Mitglieder bei einer "privaten nicht angemeldeten Schweißübung im Revier der Gruppe Berlin V" getroffen habe. Ich verstand nicht, was dies mit einer "Störung des Gruppenfriedens" zu tun haben solle. Natürlich ging ich zu dieser außerordentlichen Mitgliederversammlung hin. Die vier betreffenden Mitglieder waren nicht erschienen, nur Herr W., der von dem Ausschlußantrag selbst nicht betroffen war, war anwesend. Nach der Eröffnung der Sitzung wollte Frau Fritze sofort über den Ausschluß aus der Gruppe abstimmen lassen. Da ich nicht bereit war, für oder gegen etwas abzustimmen, über das ich nicht informiert war, fragte ich nach dem Grund für den beabsichtigten Ausschluß der vier Mitglieder und worin die "wiederholte Störung des Gruppenfriedens" eigentlich bestünde.

Meine Frage wirkte wie ein Bombeneinschlag. Minuten des Schweigens vergingen. Frau Fritze ergriff als erste das Wort und erklärte, daß sich die Abstimmung über den Ausschluß erübrige, da die vier Personen bereits von sich aus ihren Austritt aus der Gruppe Berlin V erklärt hätten, wobei sie ein entsprechendes Papier auf den Tisch legte. Dann wurde die Sitzung geschlossen. Herr W. machte mir noch ein Kompliment über meinen Mut, zu fragen, während ich von den anderen Teilnehmern dieser Femegerichts-Sitzung demonstrativ geschnitten wurde.

Die Rache für das Durchkreuzen dieser offenkundigen Intrige kam im Herbst 1983. Ich hatte Robby zur Schweißprüfung der Gruppe Berlin V angemeldet und hatte natürlich vorher fleißig geübt. Schließlich rückte der Prüfungstermin heran. Zur Prüfungsleiterin war Frau Karin Heinrich bestellt worden. Eine Woche vor dem Prüfungstermin bekam ich von Frau H. einen Brief, in dem sie mir mitteilte, daß Robby an der Prüfung nicht teilnehmen könne, da er bisher nicht die Schußfestigkeits-Prüfung abgelegt hätte. Nun besagt die Prüfungsordnung, daß in solchen Fällen die Schußfestigkeits-Prüfung unmittelbar vor der entsprechenden Gebrauchsprüfung durchgeführt werden muß. Doch diese eindeutige Regelung in der Prüfungsordnung wurde in meinem Fall mißachtet. Für den ausgeladenen Robby stand bereits ein Hund aus der Gruppe Berlin II bereit. Alles war schon von vornherein arrangiert. Ich beschwerte mich unverzüglich beim Gruppenvorstand. Die damalige Leistungswartin der Gruppe Berlin V, Frau Marianne E., redete sich heraus, daß nur die Prüfungsleiterin über die Zulassung der Hunde zu Prüfung zu befinden habe. Und das war in diesem Fall Frau Karin Heinrich.

Frau Fritze hüllte sich völlig in Schweigen. Frau E. gab mir den Tip, daß ja auch noch andere Gruppen Schweißprüfungen durchführen und daß jedes Mitglied im DTK an jeder Zuchtschau und jeder Gebrauchsprüfung teilnehmen darf. Die nächste Schweißprüfung wurde von der Gruppe Berlin IV durchgeführt. Ich setzte mich mit der damaligen Leistungswartin der Gruppe Berlin IV, Frau Annette Frohnecke, in Verbindung und erfuhr, daß es an Fährtenlegern für die Übungen mangele. Wenn ich mich bereit erklären würde, beim Legen der Fährten mitzumachen, könne ich mit Robby an der Schweißprüfung teilnehmen. Ich sagte zu, und dann traf ich mich mit neuen Leuten an den Wochenenden im Grunewald im Übungsrevier der Gruppe Berlin IV, bekam einen gefüllten Eimer mit der stinkenden roten Suppe in die Hand gedrückt und und verteilte Blutstropfen auf dem Waldboden. Die Kontakte entwickelten sich sehr gut. Die Atmosphäre war ganz anders als in der Gruppe Berlin V, viel kameradschaftlicher.

Beim nächsten Gruppenabend der Gruppe Berlin V wurde ich entweder schief oder überhaupt nicht angesehen. Wegen meiner Frage nach dem Grund des beabsichtigten Ausschlusses der genannten vier Mitglieder galt ich seitdem als "Querulant" und "Störenfried". Und Frau Gudrun Kl. warf mir vor, daß ich an Schweißübungen einer anderen Gruppe teilnehme und dabei sogar noch helfe. Ich wurde gefragt, warum ich nicht gleich zu der anderen Gruppe ginge. Das reichte mir. Ich setzte mich hin und schrieb dem Vorstand der Gruppe Berlin V, daß ich meine Mitgliedschaft in der Gruppe Berlin V zum Jahresende 1983 kündige. Meine Mutter war über diese Behandlung sogar so empört, daß sie ihre Mitgliedschaft im Deutschen Teckelklub zum 31.12.1983 ganz kündigte.

Es war nun für mich naheliegend, mich ab 1984 der Gruppe Berlin IV anzuschließen. Ich teilte diese Absicht Frau Fr. mit, die darüber sehr erfreut war. Schließlich kam der Termin für die Schweißprüfung heran. Doch ich mußte zu meiner großen Überraschung erfahren, daß Frau Elfriede Kr., die faktisch die Managerin der Gruppe war, Robby nicht auf die Liste gesetzt hatte. Ich war sehr enttäuscht. Nun hatte ich mich an einer ganzen Reihe von Wochenenden als Helfer betätigt - und das war der Dank! Ich teilte daraufhin dem Vorstand der Gruppe IV mit, daß ich nunmehr meinen Antrag auf Mitgliedschaft in der Gruppe zurückziehe.

Einen Tag später erhielt ich einen Anruf von Frau Annette Fr. Sie hatte von sich aus noch einmal mit Frau Kr. gesprochen und ihr klargemacht, daß ich wochenlang für die Gruppe gearbeitet hatte, mich ab 1.1.1984 der Gruppe Berlin IV anschließen wolle und daß das doch so nicht ginge. Und sie erreichte, daß ich mit Robby doch noch in die Prüfung hineingenommen wurde.

Schließlich kam der Tag der Prüfung. Prüfungsleiter war der Gruppenvorsitzende, Herr Martin Fries. Frau W. und Familie E., die sich bereits der Gruppe Berlin IV angeschlossen hatten, traf ich auch. Während der langen Wartezeit wurden natürlich Gespräche geführt, und bei dieser Gelegenheit erfuhr auch ich etwas über die Hintergründe des gegen sie am 3.6.1993 vom Vorstand der Gruppe Berlin V beschlossenen Ausschlußantrages.

Es ging im Prinzip um die Vorherrschaft in der Gruppe Berlin V. Frau Fritze hatte erhebliche gesundheitliche Probleme; ihr Rücktritt war im Prinzip nur eine Frage der Zeit. In den Startlöchern saßen schon die Anwärter für das Amt des (oder der) Gruppenvorsitzenden. Am 3.6. hatte Frau Fritze Geburtstag gehabt. Der gesamte Vorstand, zu dem damals Hartmut Kl. als Geschäftsführer und Günter B. als Kassenwart gehörten, war bei der Geburtstagsfeier anwesend. Und der Antrag auf Auschluß der Betreffenden wurde auf Drängen der beiden anderen Gruppierungen gefaßt.

Während der Durchführung der Schweißprüfung der Gruppe Berlin IV sorgte Frau Kr für die Verpflegung der Hundeführer mit Erbsensuppe und die Stimmung war gut. Als es schon dunkelte, kam endlich Robby an die Reihe, als letzter Hund. Drei Haken mit Wundbetten hatte er gemeistert und war bereits auf dem letzten Abschnitt zum Stück. Etwa zehn Meter vor dem Ziel zog er plötzlich nach links. Ich versuchte, ihn wieder auf die Fährte zurückzubekommen, aber er bog wieder nach links ab. Nach dem dritten Versuch wurde die Prüfung abgebrochen; Robby hatte nicht bestanden.

Nach der Prüfung trafen sich alle Beteiligten in einem großen Restaurant. Ich wurde sehr freundlich aufgenommen. Am nächsten Tag wollte ich mich telefonisch bei Frau Kr. dafür bedanken, daß sie doch noch Robbys Teilnahme an der Schweißprüfung ermöglicht hatte. Am Telefon war jedoch Herr Kr., der sofort lospolterte und mich fragte, was ich denn noch von der Gruppe IV wolle. Ich hätte doch bereits mitgeteilt, daß ich auf die Mitgliedschaft verzichte.

Dieses Gespräch machte mir klar, daß ich wahrscheinlich beim Übertritt von der Gruppe Berlin V zur Gruppe Berlin IV vom Regen in die Traufe kommen würde. Ich meldete mich dann nicht mehr. Zehn Jahre später sagte mir das ehemalige Vorstandsmitglied der Gruppe Berlin IV, Frau Gertrud Benes, daß es eine Spezialität der Gruppe Berlin IV gewesen sei, kurz vor dem Ziel die Fährte abbiegen und enden zu lassen und die zum Ziel führende Fährte erst nach einigen Metern in der ursprünglichen Richtung fortzusetzen. Wenn man den Trick nicht kennt, sei damit ein Durchfallen des Hundes vorprogrammiert.

Für mich ergab sich die Notwendigkeit, mich einer anderen Gruppe anzuschließen. Da ich seit meinem Eintritt in den Deutschen Teckelklub prinzipiell jede Zuchtschau besucht hatte - meist als Aussteller, selten als Zuschauer - hatte ich inzwischen viele aktive Mitglieder sowie sämtliche Gruppenvorsitzenden kennengelernt. Die Gruppe Berlin II, die damals mehr als 200 Mitglieder hatte, war mir einfach zu groß und zu unübersichtlich. Von Gruppe III ließ sich kaum jemand auf dem Klubplatz sehen; ich kannte nur den Gruppenvorsitzenden, Herrn Siegfried Radlach. Mit den Gruppen IV und V hatte ich gerade meine Erfahrungen gemacht. Gruppe VI bestand überwiegend aus sehr trinkfesten Jägern; da wäre ich bestimmt nicht am richtigen Platz gewesen.

Blieb also nur noch die Gruppe Berlin VII.

Auf dem Klubplatz hatte ich auch die Vorsitzende dieser Gruppe, Frau Marion Michelet, kennengelernt. Sie war in den 30ern und machte eigentlich einen sehr sympathischen Eindruck. Warum sollte ich mich nicht der Gruppe Berlin VII anschließen? Ich sprach also Frau Michelet bei der nächsten Gelegenheit auf dem Klubplatz in Berlin-Wannsee an und wir vereinbarten, daß ich Mitglied der Gruppe Berlin VII ab 1.1.1984 werde. Mit Frau Fritze, zu der der Kontakt trotz des bevorstehenden Austritts aus ihrer Gruppe niemals abgebrochen war, sprach ich über meine Absicht. Frau Fritze schien jedoch unangenehm berührt zu sein und warnte mich vorsichtig vor diesem Schritt. Doch ich glaubte an eine private Fehde, hörte nicht auf ihre Warnung und schloß mich der Gruppe Berlin VII an. Erst später - als ich nicht mehr Mitglied in der Gruppe Berlin VII war und von der Gruppenvorsitzenden zutiefst enttäuscht war - verstand ich das Verhalten von Frau Frirtze.